Gost - Valediction
Review
Unser Synthwave-Album des Monats September: Mit „Valediction“ setzt GOST seinen spannenden Weg bei seinem neuen Label Century Media fort.
Impulsiv und aggressiv war GOST vormals häufig unterwegs, eingeordnet in die eigene Kategorie „Slasherwave“. Dabei nahm er mitunter direkte Anleihen im Black Metal und beschränkte sich nicht bloß auf die Übernahme von atmosphärischen Elementen – nein, da wurde ordentlich geblasted und mitunter eisig-industrieller Furor dargeboten.
MYSTICUM meets THE CURE. Oder andersrum.
Die klassischen Synthwave-Attacken, die Mastermind Baalberith auf „Non Paradisi“ (und bereits eingeschränkter auf „Possessor“) fährt, werden auf „Valediction“ allerdings nochmals zurückgefahren. Gleichzeitig werden die vorher eingestreuten Andeutungen hin zu einer wavig-gothischen Ausrichtung konsequent ausgebaut. Der knallige „Slasherwave“ früherer Tage erklingt pointierter, aus dem wüsten Gehacke ein chirurgisch eingesetztes Instrument. Dazu shredded die Gitarre immer mal wieder genüsslich rein, gelegentlich übernimmt Kreischgesang das Ruder vom tiefen Klargesang – MYSTICUM meets THE CURE und denkt an MARILYN MANSON.
Hierdurch entstehen abgedrehte Kompositionen: Gerade der unverhoffte Wechsel zwischen den maßgeblichen Stilelementen (von Song zu Song, aber auch gern innerhalb der Titel selbst) sorgt bei den ersten Hördurchgängen mitunter für Irritation, zumindest wenn man mit „Possessor“ nicht vertraut ist. Bei längerer Betrachtung zeigt sich aber, wie gut dieses Zusammenspiel funktioniert, denn gerade das Durchbrechen der wavigen Phasen mit harten Passagen reißt den Hörer aus der Gefahr allzu versunkener Träumereien – Titel wie „Dreadfully Pious“ oder der knallige Opener „Relentless Passing“ treiben dieses Wechselspiel auf die Spitze. Da werden typische Synthwave-Elemente fast zu unscheinbaren Nebendarstellern, bilden aber immer noch einen soliden Anker („The Call Of The Faithful“) und sorgen für eine wohlige Rückbesinnung auf die Wurzeln von GOST („She Lives In Red Light“). Aber manchmal wird dann eben doch wieder ungestüm drauflos gehämmert (Rausschmeißer „Severance“): Der überraschende Mix all dieser Elemente macht „Valediction“ interessant – negativ ausgelegt könnte man sowas wie Willkürlichkeit unterstellen. Ist es natürlich nicht, aber ein bisschen Chaos gehört halt zu einer ordentlichen Black Metal-Attitüde dazu.
Da ist das Bestreben, sich noch stärker in der traditionellen Black Metal-Ecke zu positionieren nachvollziehbar – die anstehenden Auftritte in Gesellschaft der neuen Labelkollegen MAYHEM und der ebenfalls auftretenden GAAHL’S WYRD wirken nach dem Genuss des aktuellen Albums passender als noch vor „Valediction“. Ist das also Blackened Post Synthwave? Oder Synthesized Wave Metal? Auf jeden Fall ein einzigartig gelungener Mix zwischen 1980er-Wave-Flair, Industrial Black Metal-Charme und modernen Einflüssen, was auch die teilweise angenehm dumpfe Produktion von Jaime Gomez Arellano (u.a. PARADISE LOST, SOLSTAFIR) widerspiegelt.
GOST liefert mit „Valediction“ ordentlich ab
Der mit „Possessor“ beschrittene Weg wird konsequent fortgesetzt. Die auf dem Vorgängeralbum ausprobierten Elemente werden nun ausgefeilter dargeboten. Es ist erfreulich, dass GOST mit „Valediction“ seinen Horizont zunehmend erweitert und den beschrittenen Weg mutig verfolgt – ein Alleinstellungsmerkmal hat sich Baalberith (nunmehr verstärkt um Kompagnon Carreau) mit dieser Ausrichtung allemal erarbeitet, auch wenn sich stilistisch seit „Non Paradisi“ oder „Behemoth“ so einiges verändert hat und viel liebgewonnenes über Bord geworfen wurde.
GOST kommen heuer stärker und gereifter daher, als man nach „Possessor“ unbedingt erwarten konnte – und haben mit „Valediction“ ein richtig starkes Werk erschaffen.
Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird einmal monatlich auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!
Gost - Valediction
Bands | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Darkwave, Electronic, Synthie Pop |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 38:54 |
Release | 04.10.2019 |
Label | Century Media |
Trackliste | 01. Relentless Passing 02. Wrapped in Wax 03. Dreadfully Pious 04. Timeless Turmoil 05. Bloody Roses 06. The Call of the Faithful (Faithless) 07. She Lives in Red Light (Devine) 08. Ligature Marks 09. Push 10. Severance |