Auch wenn dies erst der dritte Streich der Italiener ist, existiert dieser Zusammenschluss bereits seit 18 Jahren. Damit hat die Band ihr großes musikalisches Vorbild Chuck Schuldiner mit seiner Formation DEATH seinerzeit noch erlebt. GORY BLISTER agieren allerdings selber weniger einzigartig, dafür deutlicher in brutaleren Gefilden verwurzelt als die amerikanische Ausnahmeband. Auf “Graveyard Of Angels“ versuchen die Jungs also erneut, schuldinersche Elemente und Passagen, mit flotten, tödlichen Death-Tiraden zu kombinieren, was in der Gesamtheit in einem schwerwiegenden Technical-Death-Metal-Eintopf mündet.
Was zunächst, mit wenig Verwunderung verbunden, auffällt, ist die technische Präzision und Handlungsfähigkeit, mit der die routinierten Musiker von GORY BLISTER zu Werke gehen. Wenn letztlich jeder Fellschlag sitzt wie ein Knockout beim Boxen, wenn jeder Saitengriff förmlich blind machbar zu sein scheint und wenn jeder Growl bzw. jeder Scream perfekt abgestimmt wirkt, dann kommt “Graveyard Of Angels“ in Verbindung mit der vollends rein gewaschenen Produktion ziemlich steril rüber. Auch die tatsächlich hin und wieder an Evil Chuck erinnernden Melodiespielchen vermögen diesen Eindruck mathematischer Akribie nicht wesentlich umzukehren.
Gleichermaßen muss ich aber im selben Atemzug festhalten, dass GORY BLISTER nicht wirklich unter der klassischen Tech/Prog-Death-Krankheit leiden, die beim Hörer symptomatisch die Auffassung erweckt, bei der Musik handele es sich um willkürlich zusammengestückelte Songfragmente. Der leitende Faden ist hier durchaus nicht in den Tiefen des Kosmos verschwunden, sondern schwebt stets über der musikalischen Essenz. Auch um eine ansprechende Portion Abwechslung sind die Italiener bemüht – dafür spricht unter anderem der variable Fronter, das eingebaute Instrumental oder der völlig stupide Techno-Remix dessen.
Was GORY BLISTER schlussendlich wahrhaftig vom ganz großen Los entfernt, ist die weitgehende Absenz ernsthafter Höhepunkte. Oftmals sind gute Stellen, Melodien oder auch Refrains bereits tauglich in Szene gesetzt, doch fehlt es schlicht an Momenten, die unter die Haut gehen und der Platte zu einem Unikat verhelfen – wie bei DEATH so oft geschehen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!