Gorod - Æthra

Review

Galerie mit 15 Bildern: Gorod auf dem Summer Breeze Open Air 2016

GOROD aus Bordeaux haben sich mit ihrem bisherigen Wirken einen hervorragenden Ruf als Frickel-Hohepriester erarbeitet. Das ist technischer und zugleich progressiver Death Metal, der zugleich anspruchsvoll, aber nie zu verkopft daherkommt. Die Franzosen legen viel Wert auf Nachvollziehbarkeit, und da macht ihr neues Album „Æthra“ keine Ausnahme, ja, ist diesmal vielleicht sogar noch etwas eingängiger als die vorangegangenen Werke.

GOROD legen viel Wert auf Nachvollziehbarkeit

Schon der Opener „Wolfmond“ geht angenehm in die Nackenmuskulatur, selbst wenn der Schlagzeuger sein Arbeitsgerät ziemlich vielfältig verdrischt und die Gitarristen über die Griffbretter tappen, dass es eine Freude ist. Das Ganze klingt dann teilweise so wie ein Bienenschwarm, der unaufhörlich um deinen Kopf schwirrt. Schlimm? Nicht doch, man hat ja auch selten gehört, dass ein Imker bei der Ausübung seiner Arbeit verrückt geworden wäre. Vielmehr legt sich doch irgendwann ein breites Grinsen über deinen Mund. Na also.

Songs wie der Titeltrack zeigen das Quintett hingegen eher in progressiven Gefilden – da steht der Death Metal teilweise an untergeordneter Stelle, wenn der Song eher melodisch voranschreitet und der eine Gitarrist vergleichsweise sanfte Harmonien unter das atemberaubende Solo des anderen legt. Dann wird wieder ordentlich geknüppelt, wie in „Goddess Of Dirt“, wobei sich die Riffs fast überschlagen. Aber, wie gesagt, das alles ist trotz der technischen Note und des Könnens der Instrumentalisten äußerst nachvollziehbar. GOROD schaffen es halt, diese beiden Pole so geschickt miteinander zu verbinden, dass „Æthra“ nicht nur für Frickelfetischisten genießbar ist. Mehr noch: Die Songs sind nämlich durch die Bank ziemlich stark.

„Æthra“ ist textlich und musikalisch vorne mit dabei

Bleibt noch die Frage, wovon „Æthra“ thematisch eigentlich handelt. Dazu die Band selbst: „Es ist im Grunde eine Skizzentour durch die Welt der verschiedenen Kulte, die durch die Jahrhunderte mit dem Mond verbunden sind. Einige Themen werden rein erzählerisch behandelt, andere eher philosophisch oder poetisch.“ Somit ist „Æthra“ auch konzeptuell und textlich ein äußerst durchdachtes Album geworden. Und musikalisch, wie gesagt, vorne dabei.

05.12.2018

- Dreaming in Red -

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7 Kommentare zu Gorod - Æthra

  1. ClutchNixon sagt:

    Ich habe es mittlerweile sicher zehn Mal gehört und auf den oft beschworenen „it grows on you“ Moment gesetzt. Dieser blieb (bis jetzt) aus. Zu ambilvalent, zu verquast selbst in Anbetracht des bisherigen Œuvre. Wirklich Gutes wie der Titeltrack und das phänomenale „Bekhten’s Curse“ stehen Passagen von schier grenzenloser Langeweile gegenüber. Das ist alles natürlich geil gezockt und filigran produziert, verblasst aber vor dem Hintergrund aller bisheriger Alben mit Ausnahme des Debüts, das mir auch heute noch nicht recht gefallen will. Dennoch ist und bleibt die französische Szene mit Bands wie BENIGHTED, Recueil Morbide und ja, auch den mittlerweile deutlich softeren Gojira eine der interessantesten im extremen Metal. Und wer weiß: womöglich klickt es schon heute Abend ganz mächtig.

    6/10
    1. nili68 sagt:

      > Zu ambilvalent, zu verquast<

      Gerade das macht es für mich, als eher nicht so Death Metaller, interessant, zumal man deutlich merkt, dass da keine Schülerband am Werk ist. Zumindest ich brauche nicht die 14654335675433456654ste 08/15 oldschool Brüllwürfel-Band, die den Markt überschwemmt. Gefällt mir ganz gut.

      Dass es mir als eher Death Metal-Scheissefinder gefällt, ist aber wohl ein Indiz für deinen Ersteindruck, falls es dabei bleibt bei dir.

      1. ClutchNixon sagt:

        Old School Bands, die im aktuellen Boom enstehen sind zu 95 Prozent die Pest. Dass es auch anders geht zeigen Bands wie Baest und Sanzu, die nicht wie die nächste Incantation Kopie klingen und trotzdem alte Schule wie fick sind.
        Gorod hingegen schreiben mittlerweile einfach Songs, die mir nicht gefallen. Das ist alles. Indes freue ich über dein Interesse an der Band, gehören doch die beiden Vorgänger zu den ganz großen Momentaufnahmen ihres Genres im jeweiligen Releasejahr.

  2. BlindeGardine sagt:

    Tech Death ist nicht wirklich mein Genre, weshalb ich mich jetzt mal einer Wertung enthalte. Insgesamt klingt das aber für mich wieder nach so einer Band, die zwar unwahrscheinlich gut zocken kann, aber nicht in der Lage ist, diese Skills in durchgängig schlüssige Songs zu übersetzen.

    1. nili68 sagt:

      Technische Sachen brauchen aber manchmal ein paar Durchläufe mehr, obwohl’s mir auch auf Anhieb schon gefällt. Immer habe ich aber auch nicht den Nerv dazu, wenn es nicht bereits auf Anhieb irgendwie Klick macht, deshalb sei dein Urteil dir natürlich unbenommen. 😉

      1. BlindeGardine sagt:

        Mit technischen sachen habe ich auch grundsätzlich kein problem, aber die musik sollte mich schon auf anhieb in irgendeiner weise ansprechen und in mir das interesse wecken, mich weiter damit zu beschäftigen. Ich bin kein freund davon sich musik auf teufel komm raus schön hören zu wollen und da reicht mir ein „boah können die gut spielen“ halt nicht. Einen funken brauchts schon und der fehlt mir hier eben.

  3. _lillith sagt:

    Gute, solide Platte. Erschließt sich einem nach mehrmaligen Hören. Am Mix könnte man etwas rumnörgeln, wenn man sehr audiophil veranlagt ist. Durchaus aber eine Platte, die im Player rotiert – eben weil auch interessante Prog-Elemente untergebracht sind, ohne zu sperrig wirken.

    7/10