Die Kanadier GORGUTS hatten bereits mit ihrem Debut “Considered Dead” aus dem Jahre 1991 ein sehr fettes Death-Metal-Brett vorgelegt, welches allerdings im Gegensatz zum Zweitwerk “The Erosion Of Sanity” ein ganzes Stück zahmer daherkommt. Regierte auf dem Erstling noch das gedrosselte Tempo und vornehmlich Doublebass-lastige, metallische Schwere, wird auf “The Erosion Of Sanity” der Knüppel gnadenlos aus dem Sack gelassen.
Gleich der Opener “With Their Flesh, Hell Create” beginnt kompromisslos mit einem wahren Riffmassaker, wobei die Band jedoch niemals vergisst, in Form von wilden Läufen auch eine Prise Melodie einzubauen, was im Übrigen für das gesamte Album gilt. Der äußerst schwerfällige Mittelpart geht ins Blut wie der Biss eines Untoten. Das zweite Stück “Condemned To Obscurity” startet mit einem bedrohlichen Pianopart, der in eine technisch derart vertrackte Metal-Passage übergeht, dass man zwangsläufig gewillt ist, sich die Ohren mit einem Dampfstrahler zu reinigen, um richtig nachvollziehen zu können, was da gespielt wird. Bis auf wenige Parts ist dieser Track komplett im Midtempo gehalten, was allerdings ganz und gar nicht zu Lasten der Brutalität geht. Selbst in ihren langsamen Passagen sind GORGUTS noch brutaler als die meisten Brutal Death Metal Bands. Dann geht der Titeltrack “The Erosion Of Sanity” ins Rennen und startet erneut im Midtempo, inklusive diesem kranken Melodie-Spiel, welches immer wieder auftaucht. An dieser Stelle sei anzumerken, dass die Texte nicht einfach nur Beiwerk sind und lieblos runtergerotzt werden. Hier sitzt jeder Akzent an der richtigen Stelle und es wird mit unglaublich vielen Betonungen gearbeitet. Eine Death-Metal-Scheibe, bei der es einen Heidenspaß macht mitzubrüllen.
“Orphans Of Sicknss” startet mit einem Blastbeat, der mit krankem, abgehacktem Gitarrenspiel unterlegt ist; total schräg irgendwie. An dieser Stelle sei noch gesagt, dass richtige Blastbeats auf dem Album nicht sehr häufig vorkommen, sondern eher der typische Death-Metal-Uptempopart; Für Kenner soll noch erwähnt werden, dass GORGUTS häufiger mit Taktwechseln arbeiten, und die Drums im Uptempobereich nicht selten mit sogenanntem “Vorschlag” agieren.
Es folgt mein absoluter Liebling auf dem Album; “Hideous Infirmity” fängt ebenso kompromisslos und unbarmherzig an wie abgedreht und sick. Der erneut vorzüglich derb betonte Gesang reißt mich als Hörer sofort aus dem Sessel. Uptempo-Killertrack! “A Path Beyond Premonition” zeigt die Kanadier noch mal von ihrer schweren Seite und trümmert wieder, was das Zeug hält. Diese Scheibe macht einen fertig! Das vorletzte Stück “Odors Of Existence” suhlt sich erneut in abgedrehtem Uptempo und stellt ein für alle mal klar, dass diese Burschen aus dem Land der weiten Wälder total einen an der Pfanne haben. Wenn man nicht genau hinhört, erkennt man in den Gitarren nur wirres Spiel, so technisch vertrackt und schnell spielen die Typen. Wenn er die Titelworte “Ordors OF Existence” herausbrüllt, mit diesem nachfolgenden Urlaut, kann es eigentlich keinen mehr auf seinen vier Buchstaben halten. Krank, krank und nochmals krank.
Der Rausschmeißer “Dormant Misery” beginnt mit sehr schön intonierter Akustikgitarre inklusive Flageolett-Töne, allerdings nur um danach noch einmal alles zu geben und dem Hörer den endgültigen Todesstoß zu versetzen. Uptempo wechselt sich mit erneut verschachteltem Midtempo und besiegelt das Schicksal eines jeden, der sich diesem Album hingibt. Absoluter Wahnsinn.
Die Band hat nach “The Erosion Of Sanity” noch zwei weitere Alben herausgebracht, “Obscura” und “From Wisdom To Hate”, beide ebenfalls von hohem qualitativen Wert, jedoch nicht so durchgehend krank und penetrant brutal wie eben “The Erosion Of Sanity”, welches für mich auch heute zu einem der besten Death-Metal-Alben überhaupt zählt. Für das geniale Cover-Artwork ist übrigens kein anderer als Dan Seagrave verantwortlich, der vor allem der älteren Garde unter uns noch ein großer Begriff sein sollte.
Ein absolutes Killeralbum! Schade nur, dass offensichtlich keine Deathcore, Metalcore, Crabcore oder Fartcore Band diese Scheibe jemals gehört hat, denn sonst wären uns die genannten Stile erspart geblieben.
DAS hier ist mit der Inbegriff von Metal. Man kann Metal spielen, klar. Man kann ihn aber auch zelebrieren.
Gorguts hatten sich für Letzteres entschieden.