Gorgoroth - Under The Sign Of Hell

Review

Mit GORGOROTH verhält es sich wie mit vielen Eidgenossen des hohen Nordens: Die Jugendjahre bersten nur so vor essentiellem Songmaterial, aber nach der dritten oder vierten Platte kam bestenfalls Belangloses oder schlimmstenfalls Peinliches. So auch hier bei den ständig wechselnden Mannen um den Gitarristen Infernus. “Pentagram” und “Antichrist” bauen das Fundament, zu dem “Under The Sign Of Hell” die Sternstunde ist. Vom vollkommen missratenen Nachfolger “Destroyer, Or About How To Philosophize With The Hammer” wollen wir gar nicht reden, die Gaahl-Phase war musikalisch höchst diskutabel und die beiden Alben nach dem Rauswurf zwar wieder besser, die Magie der frühen Tage aber längst verflogen, die Band meist aufgrund nicht-musikalischer Unrühmlichkeiten in den Schlagzeilen.

Das Masterpiece von GORGOROTH? “Under The Sign Of Hell”!

Chaotische Zustände im Line-up waren bereits in den frühen Neunzigern Standard bei GORGOROTH. Pest, der auf dem Vorgänger “Antichrist” einen Song einsang, ist nun auf dem ganzen Album zu hören. Bassist Ares taucht nur bei einem Song auf, außerdem wird Drummer Frost (SATYRICON) von Erik “Grim” Brødreskift, der vor seinem Suizid 1999 außerdem bei IMMORTAL und BORKNAGAR spielte, ersetzt. Trotzdem gelingt dem Hauptsongwriter Infernus ein höchst inspiriertes Album, das wie aus einem Guss klingt und die leichte Zerfahrenheit der beiden Vorgänger etwas ausgleicht.

“Revelation Of Doom” geht mit einem irrsinnig intensiven Riffing gleich in die Vollen und gibt die Marschrichtung des Albums vor: rasende Drums, schnelles, dabei gar nicht mal so unmelodisches Gitarrenspiel und besessene Vocals. Ähnlich wie bei “The Rite Of Infernal Invocation” lässt sich ein gewisser Thrash-Einfluss nicht verleugnen. “Krig” und “Ødeleggelse Og Undergang” hingegen geben sich weit melodischer und zeigen den deutlich neoklassischen Einfluss des bekennenden YNGWIE-MALMSTEEN-Fans Infernus. Perfekt fügt sich ebenfalls das mit überragendem Klargesang vorgetragene, getragene “Profetens Åpenbaring” in die Scheibe ein, bei der ein gewisser BATHORY-Einfluss eine Rolle gespielt haben dürfte.

Prädikat: Mustergültig

Trotz eines eher schwierigen Drum-Sounds, bei dem man sich fragt, ob Grims Kit nicht doch vorrangig aus Omas Pätzchendosen bestand, ist “Under The Sign Of Hell” nicht nur das beste Album in der Diskografie von GORGOROTH, sondern auch eines der verstörendsten und gemeinsten Alben der gesamten Black-Metal-Historie. Es demonstriert die Essenz der zweiten Welle aus Norwegen wie kaum ein anderes Werk und ist in seiner Radikalität nicht reproduzierbar – wie ein kläglicher Neuaufnahmeversuch aus dem Jahr 2011 belegt.

15.11.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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