Gorgoroth - Instinctus Bestialis

Review

Es ist viel passiert in der Höllenkammer GORGOROTH! Klammert man die 2011er-Neuauflage von „Under The Sign Of Hell“ aus, wuchtet man mit „Instinctus Bestialis“ das neunte Studioalbum auf den Markt – wieder mit einem neuen Frontmann. Die rechtlichen Differenzen liegen im Schatten und der schillernde Gaahl hat mit GORGOROTH nur noch so viel zu tun wie Black Metal mit der Modebranche … Moment mal, der Vergleich hinkt. Nun denn, weiter im satanischen Text. Natürlich gibt es auch Dinge, die sich bei GORGOROTH wohl nie ändern werden. Lyrisch hüllt man sich wie gewohnt recht plakativ in Höllenfeuer und huldigt gellend dem Gehörnten. Musikalisch betrachtet sind es Feinheiten, die „Instinctus Bestialis“ abheben. Und selbstredend ist Infernus als letztes Gründungsmitglied noch an Bord. So viel zum Allgemeinen.

Weiter im Detail. Atterigner, auch bei TRIUMFALL tätig, heißt der neue Mann am Mikro, nachdem sich die Pest verzogen hat. Ein deutlich neuer Farbtupfer im Musikkosmos der Norweger, denn die Vocals bewegen sich in tieferen Gefilden, Krächzen und Schreien kann oder will der Serbe nicht. In meinen Ohren werden so allerdings ein paar Knoten zu viel am GORGOROTH’schen Black-Metal-Korsett gelöst. Sei es drum.

„Radix Malorum“ will es direkt wissen! So startet „Instinctus Bestialis“ mit geballter Faust und einem für GORGOROTH typischen, sich durch aufsteigende Tonleiter aufbauenden Riff. Dass sich Brutalität und Melodie in der Folge gelungen die Waage halten, gefällt durchaus. „Ad Omnipotens Aeterne Diabolus“ stellt der instrumentalen Brutalität noch ausgeprägtere Harmonien an die Seite und wirft ein erstes Licht auf die Annahme, dass sich das neue Werk auch insgesamt ein Stück weit harmonischer präsentiert. Für alle, die jetzt schon unter Schock stehen: Daneben walten brachiale Stakkato-Angriffe und eingestreute Blast-Attacken. Und doch schleicht sich immer wieder eher ruhiges Gitarrenspiel in die Songs, und die Leadgitarre tobt sich in der Summe sehr viel häufiger in sphärischen Gefilden aus – das erinnert nicht selten an aktuelle MAYHEM-Standards. Richtig interessant wird es aber erst bei „Come Night“, weil der Beginn einem erneut das bekannte Klangschema vorgaukelt, um kurz darauf mit einem gemächlichen klassischen Part aufzuwarten, der zu Thrash überleitet, bevor sich die Gitarren wieder in Stakkato-Prügelei ergehen. Spannende Variation! „Burn In His Light“ dreht den Spieß um: ein paar Sekunden Gemächlichkeit, dann stampfender Death Metal und in der Mitte ein im traditionellen Metal wilderndes Solo, das man so auch nicht auf einer GORGOROTH-Platte erwartet. Und da ist er auch, der springende Punkt: Es ist vor allem die Leadgitarre, die „Instinctus Bestialis“ das Prädikat „Weiterentwicklung“ verleiht. Das wird spätestens im epischen Anlauf von „Rage“ hörbar, auch wenn die Nummer im weiteren Verlauf (inklusive etwas zu steril ratternder Doublebass) erneut zu einem GORGOROTH-Déjà-vu mutiert. Der elegische, noch unter Midtempo agierende Part fällt indes wieder auf. Um das Leadgitarre-Argument zu bekräftigen: Chris Cannella, Fabio Sperandio und Henrik Ekeroth haben sich als Klampfen-Gäste verewigt.

Mit nur knapp über einer halben Stunde ist „Instinctus Bestialis“ beachtlich kurz ausgefallen, im Direktvergleich mit „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“ liegt die aktuelle Veröffentlichung aber vorn, auch wenn mir persönlich eine an TAAKE angelehnte Nummer wie „Cleansing Fire“ vom Vorgänger fehlt. Und für eine Kaufempfehlung fehlen dann grundlegend die Highlights und die richtig packenden Momente.

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16.06.2015

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1 Kommentar zu Gorgoroth - Instinctus Bestialis

  1. Marco sagt:

    Musikalisch ein ansprechendes Werk, jedoch will der erwähnte, tiefere Gesang einfach nicht so recht zu Gorgoroth passen. Scheint gegenwärtig zwar in Mode zu sein, aber mir persönlich ist dies ein Dorn im Ohr.

    7/10