Gorgoroth - Incipit Satan

Review

Hier hätten wir mal wieder eine der Bands, die angeblich von Früh an zu „den Größen“ des BM gehört – nur wodurch sich GORGOROTH bisher hervorgetan haben sollen ist mir doch eher rätselhaft. Während ihr Charakteristikum bisher (abgesehen von kultigem Getue) doch eher darin lag, eine Produktion abzuliefern, die am inoffiziellen Wettbewerb „wer kann mehr Lärm um weniger Musik machen bzw. die guten Ansätze außerhalb des Aufnahmegeräts lassen“ (wahrscheinlich bin ich aber einfach nur ein zu untruer Banause :), hieß es nun wohl – fernab der Schminke – Gesicht zeigen und daß ist auch gut so, denn – ja! – tatsächlich hat das Ganze sein Eignenes und Großes.

Sicher meinen jetzt Einige speziell in Verbindung mit Nuclear Blast nach Luft schnappen und gleich „Kommerz!!“ röcheln zu müssen, doch davon ist hier keine Spur. Vielmehr sind Infernus, Tormentor, Gaahl, Sgt. Erichsen und King of Hell kreativer als ihre Pseudonyme und stellen eine Ausnahme zu all den schwarzen Bands dar, die in den letzten Jahren auf extrem mysteriöse Weise an Intensität & Stimmung eingebüßt haben.

Vielleicht haben GORGOROTH auch hiermit erst zu ihrem (mystischen) Stil gefunden: Man hat nicht nur ein wenig das Tempo gedrosselt und die Arrangements ausgefeilt, nein, man begab sich auch ins Sunlight Studio (v.a. bekannt für Death-Metal-Sound) um sich eine Produktion verpassen zu lassen, die zwar ihr rauhes Element bewahrt, allerdings die melodiösen, fetten Gitarrenriffs unterstützt und diese gut auf Vocals und Schlagzeug abstimmt. Die Stücke unterscheiden sich dabei wohltuend voneinander und während es bei „Incipit Satan“, das wie eine gelungenere Version der Songs von EMPERORs „Equillibrium“ daherkommt, ordentlich kracht, fesselt „Litani til Satan“ durch gebetshaft-monotones Lamentieren, daß etwas von MAYHEMs „Wolf’s Lair Abyss“ hat. Insgesamt können auch frühe BURZUM eine Assoziation sein, speziell „An Excert Of X“ hätte mit seinem Riff und der auf minimalistische Weise hypnotischen Melodie 1993 ähnlich gespielt werden können.

Überraschend wird’s jedoch wenn im Intro zum druckvollen „Unchain My Heart“ ein Spinett ertönt, wohingegen das sphärische „Will To Power“ eher in die Elektro/Industrial-Schublade einzuordnen wäre. Spätestens in „When Love Rages Wild In My Heart“ wird dann jedenfalls klar, daß v.a. das phänomenal vielseitige Stimmorgan des Herrn Gaahl dies dunkle Werk zu dem macht was es ist: ein zu diesem Zeitpunkt wichtiger Wegweiser, der den metallenen Wurzeln verhaftet bleibt und doch zeigt, wie man sich von der öden Masse lösen kann.

21.02.2000
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