Warum haben die es bisher noch nicht zu größerer Bekanntheit gebracht? Das kann man sich durchaus fragen, wenn man sich „Desechos Humanos“, das dritte Album der schon lange aktiven – seit 1993 als DISTRESS, ab 2004 dann unter dem aktuellen Namen – Berliner GOREGAST gibt. Das gerne auch auf Spanisch gegen die verdorbene Menschheit und für Tierrechte wetternde Quintett überzeugt mit seiner brutal-schmissigen Mischung aus Old School Death Metal und Grindcore nämlich auf ganzer Linie.
Aller Brutalität zum Trotz schaffen es Rico, Josch, nochmals ein Rico, Steve und Ronny, stets erstaunlich eingängig zu bleiben, sich festfressende Hooks aus dem Ärmel zu schütteln und mittels variabler Strukturen für Abwechslung zu sorgen: Das Repertoire reicht von mehr als vierminütigen, mittelschnellen Todesblei-Brechern mit unwiderstehlichem Groove und gelegentlichen Tempoverschärfungen – „Desechos Humanos“, „Honor The Dead“ oder „Nice Guy Next Door“ – bis hin zu kurzen, besonders heftig schreddernden Rotzbrocken wie „Puerco De Dinero“, „Capa“ und dem auch den letzten noch intakten Schädel spaltenden „Necrophagic Pathologist“. Produktion und Rhythmusfraktion sorgen für hohe Durchschlagskraft, die Gitarren klingen ein wenig schwedischer als in der Vergangenheit und Frontmann Rico Unglaube grunzröchelkreischt sich so abwechslungsreich, kraftvoll und beseelt durch die neun Stücke, dass es eine wahre Freude ist.
Wenn man das Verlangen nach einer stilvollen, nicht völlig monotonen musikalischen Abrissbirne hat, ist „Desechos Humanos“ wohl eine der passendsten Platten des Jahres. GOREGAST schaffen es, auf ihrem mittlerweile dritten Album immer noch unverbraucht und hungrig – wenngleich natürlich nicht mehr ganz so besessen wie auf ihrem „Viva El Animal“-Debüt von 2005 – zu klingen. Dabei bewegen sie sich mit rotziger Attitüde leichtfüßig zwischen Death Metal und Grindcore und verbreiten eine nicht alltägliche, merkwürdig aggressiv-fröhliche Stimmung. Und wie es sich für ein Voll-auf-die-Zwölf-Album schickt, ist das Teil dann leider auch schon vorbei, bevor es die 30-Minuten-Marke überschreiten konnte. Wäre die Welt gerecht, dann würde „Desechos Humanos“ den fünf Ostdeutschen einen enormen Popularitätsschub samt Anfragen aller großen Metal-Labels bescheren. Ein herrliches Brett.
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