Als 2015 die Besetzungsliste von GOOD TIGER bekannt wurde, waren die Erwartungen logischerweise sehr hoch. Ex-TESSERACT-Sänger Elliot Coleman und Ex-THE SAFETY FIRE Gitarristen Derya Nagle und Joaquin Ardiles hätten schon gereicht, um Euphorie und Begeisterung auszulösen. Hinzu gesellten sich noch das Arbeitstier Alex Rüdinger (Ex-THE FACELSS und viele mehr) und Bassist Morgan Sinclair, der auch schon als Tourgitarrist für die Metalcore-Größe ARCHITECTS unterwegs war. Das GOOD TIGER etwas auf dem Kasten haben, müssen sie nicht mehr beweisen, dass hat ihr Debüt „A Head Full of Moonlight“ bereits übernommen. Nun wollen die fünf Mannen mit ihrem neuen Werk „We Will All Be Gone“ nachlegen.
GOOD TIGER sind Gewöhnungsbedürftig
Ja, Elliot Coleman’s Gesangsstimme ist immer noch verdammt hoch und in Folge dessen, vor allem für Progressive-Freunde von raueren Klängen á la MESHUGGA, eine eher gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Hat man den ersten Kulturschock verdaut und sich in Erinnerung gerufen, dass auch hohe Stimmen ziemlich „Metal“ sein können (THE DARKNESS), hat man mit „We Will All Be Gone“ vor allem eines, richtig viel Spaß. Während sich die Gitarrenfront mit einer Mischung aus Math-Rock und Indie-Riffs die Finger wund spielt, sorgt vor allem Schlagzeuger Alex Rüdinger dafür, dass selbst der größte Bewegungsmuffel spontane Zuckungen in den Extremitäten verspüren könnte.
Drumming par excellence
Das Drumming auf „We Will All Be Gone“ ist auf einem unglaublich hohen Niveau und trägt die Platte auf eine Art und Weise, wie man es selten erlebt. Der Groove wechselt gefühlt alle 2 Sekunden und die Fills – sofern man nicht jeden Song als einzigen großen Fill ansieht, was durchaus legitim wäre – ziehen einem die Schuhe aus. Was unter anderer Regie unter Umständen in Chaos enden würde, verquirlen GOOD TIGER zu einer sehr homogenen Masse. Einziger Wermutstropfen ist, dass – im Vergleich zum Vorgänger – ein wenig das Metallische verloren gegangen ist. Songs wie „Float on“ oder „Nineteen Grams“ können zwar noch mit leicht metallischen Riffs aufwarten, im Großen und Ganzen wirken GOOD TIGER auf ihrer neuen Platte aber so, als wolle man vorwiegend Coleman’s Gesang in den Vordergrund stellen und weniger instrumentellen Bombast auffahren – was dank des großartigen Alex Rüdinger allerdings nicht so ganz klappen möchte. Plan nicht aufgegangen, Scheibe trotzdem geil.
GOOD TIGER zaubern mit „We Will All Be Gone“ ihre ganz eigene Mixtur aus Alt-Rock und Progressive der sehr viel Spaß macht, sofern man sich auf den etwas gewöhnungsbedürftigen Gesang einlassen kann. Dass ein Großteil der Metal-Elemente des Vorgängers gestrichen wurden, fällt nicht weiter ins Gewicht. Für Progressive-Fans bleibt das Album dennoch ein Genuss. Für Schlagzeugenthusiasten sogar ein ganz großer.
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