Wenn „I See You“ als Gegengift gegen den immer weiter homogenisierten musikalischen Mainstream angepriesen wird, ist das durchaus zutreffend – die Platte ist progressiv, psychedelisch und bewegt sich weit außerhalb gängiger Muster. Also eigentlich genauso wie die Urheber der Platte, die multinationale Musikervereinigung GONG, die mittlerweile seit 45 Jahren existiert und deren Mastermind und einzig verbliebendes Gründungsmitglied Daevid Allen stolze 77 Jahre auf dem Buckel hat. Allein: Das hört man der Platte keinesfalls an, sofern man das einer Platte überhaupt anhören kann.
„I See You“ klingt frisch, verschroben, sperrig, dann wieder einschmeichelnd und eingängig – Vielseitigkeit wird also großgeschrieben, und wenn Gitarren und Saxophon zu irren Ausflügen ansetzen, liegt der Gedanke nah, dass immer noch ziemlich viele und bunte Drogen im Spiel sein müssen. „Brew Of Special Tea“ und so, wo GONG den Weg ins Weltall antreten. Bei aller Abgedrehtheit enthält „I See You“ aber eine ganze Reihe netter und kompletter Songs – vom düsteren „Occupy“ bis hin zum schelmischen „Pixielation“. Wenn beim Hörer aber am Ende mit den beiden überlangen Tracks „Thank You“ und „Shakti Yoni & Dingo Virgin“ der Kopf flirrt und die Konzentration nachlässt, ist das auch nicht weiter schlimm. „I See You“ macht über weite Strecken durchaus Spaß und hebt sich wohltuend – und hier wären wir wieder am Anfang – von eingefahrenen Strukturen ab.
Kommentare
Sag Deine Meinung!