Gone Is Gone - Echolocation

Review

Die vier Musiker von GONE IS GONE nennen ihr erstes Album „Echolocation“, eine gelungene Metapher für die Veröffentlichung von Musik generell und den vorliegenden Sound im Speziellen – Musiker, die Klänge in die Welt schicken, um vorzufühlen, ob da jemand ist und dann die entsprechenden Resonanzen abwarten. Ken Andrews hat dem Album in den Sencit Studios in Los Angeles dafür den perfekten Sound verpasst. In den richtigen Momenten schweben, drücken oder rumpeln die Töne aus den Boxen, jeder Song ist zumindest klanglich ein Leckerbissen für die heimische Anlage, dies wird schon beim federleicht startenden und dann gegen massive Gitarrenwände schellenden Eröffnungssong „Sentient“ deutlich.

Von wegen vergangen – GONE IS GONE rennen gerade erst los

Der größte Unterschied zu vorangegangenen EP ist sicherlich die Tatsache, dass GONE IS GONE nicht mehr nur wie die trägere Version von MASTODON klingen. Das Quartett kann mittlerweile einen ersten eigenen Sound vorweisen, selbst wenn sie nicht ganz ohne Querweise auskommen und das Rad nicht komplett neu erfinden. Sanders erinnert bei GONE IS GONE angenehm stark an PETER GABRIEL („Dublin“), was nicht zuletzt an dem klanglichen und rhythmischen Rahmen liegt, in dem GONE IS GONE stattfinden.

Klingen GONE IS GONE auf „Echolocation“ also progressiver? Aber auf jeden Fall. Ganz ohne überhebliche Fingerverrenkungen zeigen sich GONE IS GONE äußerst beweglich und progressiv, lüften die Songs gut durch und so klingt „Echolocation“ wie einer dieser raren Live-Momente, wenn Musiker in Ekstase versinken und ihre Songs (im guten Sinne) nicht zu Ende bringen, sondern immer weiter anschwellen lassen („Ornament“). GONE IS GONE belassen es aber nicht dabei, sich nur in eine Richtung zu strecken. „Gift“ und „Colourfade“ haben deutlich Grunge-Schlagseite und klingt trotzdem nicht verstaubt oder retrospektiv, was nicht zuletzt an der zeitlosen Stimme von Troy Sanders und der agilen Schlagzeugarbeit von Tony Hajjar liegt.

Der Brocken „Roads“ klingt dann verdammt nach NINE INCH NAILS, stapelt sich ganz entspannt mithilfe von Synthies und sanftem Gesang auf und gibt eine ungefähre Idee davon, wie sich GONE IS GONE live anfühlen könnten. Da nun mehrfach betont wurde, dass es sich weder um eine Supergroup noch ein Projekt, sondern um eine richtige Band handelt, ist eine Tour sicher nicht unrealistisch.

Wahrer Prog funktioniert ganz ohne Akrobatik

Die größte Stärke, besonders im Vergleich zur EP, ist die Tatsache, dass jeder Song um ein kleines Thema gestrickt ist – ein Riff, ein spezieller Sound, irgendeine Basis, um die sich alles früher oder später dreht. Das sorgt dafür, dass „Echolocation“ süchtig macht und sobald man das Album in der Anlage hat, läuft es auch in einem Rutsch bis zum letzten Ton durch. „(Noch) Nicht alles perfekt“ hob Kollege Klaas bei der Review zur EP von GONE IS GONE hervor, womit er weiterhin recht hat. Allerdings wird das ebenfalls bemängelt Midtempo-Gedrücke auf „Echolocation“ häufiger unterbrochen, in beide Richtungen. Der Versuch mit „Slow Awakening“ und „Fast Awakening“ die gleiche Basis in zwei verschiedene Geschwindigkeits- und Soundlager zu führen, ist nicht wirklich gelungen und führt deshalb zu marginalem Abzug.

Das Kopfkino dankt

„Echolocation“ schreit ganz laut von Anfang bis Ende, dass hier talentierte, erfahrene Musiker am Werk sind, die wissen wie der Hase läuft. GONE IS GONE decken die komplette Bandbreite ab, schöpfen nahezu alles aus und trotzdem weiß man, dass bei der Konstellation sogar noch mehr drin ist. Ein Hit beispielsweise, der fehlt dem Album nämlich und „Echoloaction“ gewinnt eindeutig als Team. Tony Hajjar und Mike Zarin lagen goldrichtig damit zu ahnen, dass die von ihnen geschriebene Filmmusik auch durchaus genug kreatives Potential hat, um den Startschuss für eine große neue Band zu geben. Akustischer Treibstoff für Geist und Seele, starkes Teil!

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31.12.2016

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