Du bist zwischen 20 und 40 Jahre alt und kennst die Death-Metal-Band GOMORRHA nicht? Wirklich? Nun, dass lässt sich vielleicht damit erklären, dass die Frankenthaler zwar schon im Jahr 1986 zueinander gefunden haben, sich aber bereits acht Jahre danach wieder trennten. Satte 24 Jahre später wurde die Band wiederbelebt und kurze Zeit danach die EP „Before The Storm“ veröffentlicht.
Es rumpelt und knarzt im Gebälk von GOMORRHA
Musikalisch bietet das Trio, wie sollte es auch anders sein, Old-School-Death-Metal der alten Schule. Auf das altbackene im Sound vom eigentlichen Debüt-Album „Doomed Mankind“ doppelt hinzuweisen, macht auch wirklich Sinn. Einerseits ist das Songwriting herrlich erdig und tief in den 80ern verhaftet, andererseits klingt der Mix, als ob das Album im Kofferraum eines Fiat 500 live eingespielt wurde. Das hört sich interessant an? In einem Promotext ließe sich mit dieser Beschreibung eventuell ein Hund hinter dem Ofen hervorlocken, auf CD gepresst, schinden GOMORRHA damit leider nicht sehr viel Eindruck.
Auf „Doomed Mankind“ gibt es den Old-School-Overload
Dabei schießen GOMORRHA mit „Nuclear War“ einen lässigen Bastard aus Death Metal und Thrash aus der Hüfte, bei dem Tom Angelripper vor Freude laut jauchzen würde. Ein Schelm, wer dabei an „Nuclear Winter“ aus dem Hause SODOM denkt. Weiter geht es mit „Long Live The Dead“. Kenner der Szene werden es ahnen: Mit der Tracklist lässt sich Kohle machen, wenn man jeden abgedroschenen Titel ein Tausender ins Phrasenschwein wandert. Abgesehen davon, wirkt die Musik bemerkenswert uninspiriert. Das liegt nur zu Teilen an dem unterirdischen Sound, bei dem das ordentlich ballernde Schlagzeug hinter viel zu lauten Gitarren im Verborgenen bleibt. Der Bass spielt 1:1 jedes Riff und jede Note unisono mit den sechs Saiten. Wäre das Glas halb voll statt halb leer, würde man behaupten, die Platte klingt homogen. Tight sind GOMORRHA also.
Gesungen wird nicht mit Engelszungen
Machen wir es kurz: Bei aller Liebe zur derzeitigen Old-School-Welle, gehen GOMORRHA auf „Doomed Mankind“ einfach zu weit. Von einem peinlich missglückten Tapping-Solo abgesehen, können die drei Männer ihre Instrumente aber bedienen und auch am Willen, ordentliche Death-Metal-Songs zu schreiben, fehlt es der Band nicht. Vielleicht sollte Sänger Peter König künftig den Bass beiseite legen und sich voll und ganz auf sein abgrundtief ätzendes Growling konzentrieren, denn genau hier findet sich der Twist. Der Mann kommt derart angepisst und bissig rüber, dass seine Stimme dir praktisch das Ohrläppchen vom Kopf reißt, darauf herumkaut und anschließend einen blutigen Klumpen in den Staub spuckt. Das ist wirklich großartig!
Wenn GOMORRHA beim nächsten Anlauf eine vollwertige Bandbesetzung mit zwei Gitarren, einem echten Bassisten und eine bessere Produktion bieten, könnten sie dem Mahlstrom des Durchschnitts doch noch entkommen.
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