Gojira - Magma

Review

Galerie mit 8 Bildern: Gojira Rock am Ring 2017

Neues Studio, neues Album: Im Vorfeld der Aufnahmen zu „Magma“, dem sechsten Album von GOJIRA, errichteten sich die Franzosen ihr eigenes Studio, um fortan ohne Druck arbeiten zu können, wie Mario bereits in unserem Gespräch erläuterte. Aber nicht nur in dieser Hinsicht stellt das neue Album einen Neuanfang dar, auch musikalisch hat man sich weiterentwickelt.

GOJIRA fordern den Hörer heraus

„Magma“ könnte den ein oder anderen GOJIRA-Fan, der die Band über ihre vergangenen Leistungen – seien es „From Mars To Sirius“ oder „The Art Of Dying“ – kennen und lieben gelernt hat, zunächst einmal auf dem falschen Fuß erwischen. Denn hier wurde der Death Metal passagenweise komplett über Bord geworfen.

Das macht „Magma“ natürlich lange nicht zum GOJIRA-Äquivalent von „Heritage„, hier und da schauen die „alten“ GOJIRA doch noch mal vorbei. Aber gerade der Opener „Shooting Star“ fällt mit dieser neuen Tür schon mal unsanft ins Haus, setzt die neue Keule beim nichts ahnenden Hörer trocken an. Hier weht dem Hörer mitunter ein Hauch der späteren KATATONIA entgegen, was auch an Joe Duplantiers klarem Gesang liegt. Dieser Eindruck stellt sich regelmäßig ein, auch beim Titeltrack und den ruhigeren Passagen von „Silvera“ oder „Pray“.

Weiterhin fällt die kurze Spieldauer – nur etwas über 40 Minuten – auf. Die Songs kommen sehr schnell auf den Punkt, was „Magma“ als Gesamtwerk sehr bündig wirken lässt. Natürlich fehlen dadurch die großen, monolithischen Strukturen, die frühere GOJIRA-Songs wie massive Bollwerke aus dem Boden herausragen ließen. Das wiederum wird durch den etwas größeren Hang zu Atmosphäre kompensiert, der einigen Passagen von „Magma“ etwas geradezu Dämonisches verleiht. Die Songs gehen teilweise wirklich in die Magengrube und mischen diese mit bedächtig platzierten Chören, Noise oder Drones gründlich auf – subtil, effektiv, klasse. Interessant ist in dieser Hinsicht auch, wie die Gitarren (bei „Stranded“ etwa) aufjaulen, als würden sie in der titelgebenden Magma gebadet und wänden sich nun in Agonie vor dem geistigen Auge des Hörers.

GOJIRA machen immer noch GOJIRA-Musik

Bei allen Veränderungen ist der Stil der Franzosen doch stets präsent und nachvollziehbar. Etwas platter ausgedrückt machen GOJIRA auf „Magma“ immer noch GOJIRA-Musik, die eben einfach etwas ruhiger und rockiger, dafür auch düsterer und atmosphärischer geworden ist. Das dominante Drumming, die drückenden Grooves, das Legato-Riffing, der Gesang – das alles ist dort, wo es hingehört.

Somit ist GOJIRA mit „Magma“ ein eindrucksvolles Experiment gelungen. Trotz der musikalischen Weiterentwicklung sind die Trademarks der Band jederzeit erkennbar. Und am Ende steht ein Album, das als Beispiel für die Neudefinition einer Band stehen kann.

Eine Veränderung mit Potential – und mit Risiken

Natürlich birgt der Weg, den GOJIRA hier eingeschlagen haben, einige Risiken, auch das der allmählichen Verweichlichung. Andererseits öffnet er auch die Tür zu einem deutlich progressiveren, intellektuelleren Sound, sodass wir einfach mal abwarten sollten, wohin die Reise nach „Magma“ geht. Bis man sich darüber jedoch Gedanken machen sollte, gilt es, das geglückte Experiment „Magma“ in allen Zügen zu genießen.

10.06.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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5 Kommentare zu Gojira - Magma

  1. Felix Fettschwarte sagt:

    Das Album ist scheiße.
    Ich weiß nicht, wieso man das nicht mehr sagen darf. Sobald man kritisiert, versteht man keine Musik mehr. Es gibt Künstler, die legen einen Klumpen Knete in die Ecke, und solltest Du das nicht verstehen, bist Du ein frevelhafter Banause. So ist es auch mit diesem Album. Es ist unkreativ, viel zu elekrtonisch, Riffs und Drummingpassagen sind bereits benutzt worden, und hier sogar schlechter eingesetzt, halbwegs kreative passagen sind zu kurz geraten. Es wirkt alles sehr einfältig. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Hier wurde in die falsche Richtung gewagt, wer gewinnt ist mir unklar. Ich als Hörer jedenfalls nichts, außer einen ordentlichen Ohrenfick, den ich euch mit einem Keyboard, alten samplern vom Ozzy Ozbournes rumgeheule und ominösen unterwassergeräuschen auch hätte in meinem Badezimmer produzieren können (beim scheißen).

    3/10
  2. Frank Wehrmann sagt:

    Introvertierte Expansion in experimentell minimalistische Gefilde. Das ganze Album ist sphärischer und schleppender als das gesamte vorherige Werk von Gojira und insofern anspruchsvoll. So anspruchsvoll wie Kubricks 2001 erwartet dieses Album Aufmerksamkeit und in die langsame meditative Stimmung des Werkes zu gelangen.
    Und es wird belohnt mit bewegenden Emotionen und einem einzigartigen Stil.

    10/10
  3. Daniel sagt:

    Immernoch Gojira, von der ersten bis zur letzten Note und dennoch hat man das Gefühl etwas anderes zu hören. Eines meiner Lieblingsalben war schon immer The Link, aufgrund des minimalistischen aber rohen Sounds. Magma geht wieder in die Richtung minimalistisch, hat dazu aber noch mehr Atmosphäre als die beiden Vorgänger The Way of All Flesh und L’Enfant Sauvage. In meinen Ohren nach dem dritten Komplettdurchlauf eine fantastische 9/10. Gojira ist damit die durchweg beste Band (über alle Alben gesehen), die ich neben Meshuggah kenne.

    9/10
  4. Sane sagt:

    Also scheisse ist das Album nun wirklich nicht.trotzdem ist die Kritik von Felix nicht ganz von der Hand zu weisen. Beim ersten hördurchlauf kam mir das auch alles ein wenig aufgewärmt vor,einige Sachen hat man tatsächlich schon von gojira gehört und ja,irgendwie besser.
    Dann nach dem dritten Durchgang plötzlich dieses wohlige gojira-gefühl: die Band spielt aus dem Herzen, macht was sie will und letzten Endes ist einfach alles genau da wo es hingehört.
    Nachdem enfant sauvage mir irgendwie zu abgeklärt und nach kreativer Sackgasse klang macht man sich jetzt auf einen neuen Weg,der ihnen wieder mehr Möglichkeiten gibt.

    8/10
  5. klansho sagt:

    Scheiße ist die große Schwester von Nett. Top-Musi. Von Durchgang zu Durchgang steigert sich die Freude an diesem Album. Erster Eindruck war wahrlich „das habe ich so schonmal irgendwo gehört“, aber nach mehreren Durchgängen sind es die kleinen Dinge, die dieses Album von den vorherigen abhebt und es absolut hörenswert machen.

    9/10