Die Bostoner Schwergewichte wissen, wie es sich anfühlt, ganz oben zu stehen. In den USA sind GODSMACK seit Jahren dick im Geschäft, mehrmals grüßte dort die Band von der Spitze der Charts. Hierzulande jedoch haben die Herren um Ausnahme-Vokalist Sully Erna eher einen schweren Stand – obwohl man in der hiesigen Rock- und Metalszene durchaus einen Namen hat, sind die ganz großen Erfolge bislang ausgeblieben.
Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Fakt ist, dass die Band mit ihrem neuen Werk „1000 HP“ kaum etwas an der derzeitigen Situation ändern wird. Denn die Scheibe kommt definitiv nicht mit den angekündigten tausend Pferdestärken daher, sondern entpuppt sich bereits nach kurzer Zeit als ziemlich laues Lüftchen – welches zugegeben herausragend produziert ist. Aber gut, das sind die Platten von NICKELBACK und MANOWAR auch.
„1000 HP“ bietet sicher eine Handvoll guter Riffs und kann wie gewohnt mit einer außergewöhnlichen Gesangsperformance aufwarten. Bei näherer Betrachtung kommt dahinter aber lange nichts. Dafür gibt es Songs von der Stange, die lieblos heruntergespielt werden und alles andere als spannend sind, versehen mit tausendmal gehörten Refrains – einer beliebiger und banaler als der andere. Auf der Platte findet sich letztlich kein einziger Track der Kategorie „Sick Of Live“ – jene Hymnen, die dich beim ersten Hören packen und danach nie wieder loslassen. Damit soll „1000 HP“ keineswegs krampfhaft an den früheren Scheiben der Band gemessen werden: Auch als alleinstehendes Musikwerk ist die Platte einfach viel zu schwach.
Zumindest der Opener und Titeltrack besitzt noch ein wenig von erwähnter (Horse)Power – auch, wenn sich beim knatternden Motorengeräusch zu Beginn des Tracks und angesichts solch „geistreicher“ Textzeilen wie „Back to 1995 when we were nothing. Walking through the streets of Boston no one listening. Bla bla…“ die Stirn alsbald in nachdenkliche Falten legt. Immerhin entfaltet der Song zumindest eine gewisse Energie, was man vom Großteil des folgenden Materials leider kaum behaupten kann. „Generation Day“ groovt immerhin trotz teilweise etwas abgehackten Drummings ganz gut (eigentlich ein Widerspruch in sich – im Falle dieser Scheibe aber einer der lichteren Momente), und auch „Turning To Stone“ geht mit seinen Percussion-Parts letztlich noch als formidabler Track durch. Der Rest ist untere Mittelklasse, die – wäre da nicht dieser Sänger – unzählige andere Formationen genau in dieser Form auch zustande gebracht hätten.
Zahnlos, glatt und harmlos. So könnte man die ganze Sache zusammenfassen. GODSMACK präsentieren sich als Schatten ihrer selbst. Dieses fade Scheibchen ist – man muss es so drastisch formulieren – ein absolutes Armutszeugnis für eine Band dieses Formats. Jede Newcomer-Kapelle würde für solch eine Leistung vom Hofe gejagt. Das werden selbst ausgewiesene Fans der Bostoner Urgesteine über kurz oder lang zugeben müssen.
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