Godflesh - Songs Of Love And Hate

Review

„Songs Of Love And Hate“ stellte für die seit 2002 verblichenen GODFLESH so etwas wie eine Umstellung dar. Band-Kopf Justin Broadrick (JESU, FINAL, uvm.) setzte das erste Mal weitaus mehr Samples als zuvor ein und bediente sich auch bei den Beats moderneren Strukturen. Es stand natürlich nach wie vor das leicht monotone, kalte Schlagzeug im Vordergrund, jedoch in Kombination mit echtem Drumming und geschickt eingebauten Loops.

Drummer Brian Mantia, der später von Ted Parsons (SWANS, PRONG, JESU) ersetzt wurde, stieß als drittes Mitglied neben J.K. Broadrick (Guitar/Vocals) und G.C. Green (Bass) dazu und bereicherte mit seinem Spiel den gewollt sterilen Sound GODFLESHs. Nicht mehr ganz so klinisch ertönten nun einige Parts regelrecht „tanzbar“, wobei man diesen Ausdruck natürlich mit Vorsicht betrachten muss. Tanzbar ist in genanntem Falle gleichbedeutend mit „beschwingt“ oder „frisch“ gleichzusetzen, und auch der Begriff Abwechslungsreichtum sollte genannt werden. Die einst monotonen Drum-Linien sind nun einem vermehrt lebendigen Spiel gewichen, wobei man keinesfalls von einer kompletten Veränderung sprechen darf. Mantia spielte im Grunde wie der frühere Drum-Computer, nur baute er kleine Spitzen und Einwürfe (= Leben) ein, die es vorher so nicht gab. Beachtenswert ist auf jeden Fall, wie hier reales Schlagzeugspiel mit Computer-Drumming wunderbar harmoniert.

Eine weitere interessante Sache ist, dass GODFLESH mit „Angel Domain“ einen kleinen Underground-Hit zu verzeichnen hatten. Ein Song, der Simpel gestrickt ist, dafür aber mit seinen klaren Strukturen direkt ins Schwarze trifft. Zwar ist nicht das gesamte Album nach diesem simplen Muster gestrickt, aber es lässt sich oftmals durchaus eine gewisse Leichtigkeit im Songwriting erkennen, welche die Musik im Gegensatz zu manch vorangegangener Veröffentlichung einfacher zugänglich macht. Natürlich bleibt trotzdem noch genug Raum für die ureigene, eigenwillige Art GODFLESHs.

Es gibt trotz der genannten Erweiterungen ausschließlich Stoff, der eindeutig nach GODFLESH klingt. Egal, ob man nun den Band-Meilenstein „Streetcleaner“ (1989), das missglückte Major-Debüt „Selfless“ (1994) oder eben „Songs Of Love And Hate“ (1996) auflegt, wo GODFLESH drauf steht ist auch GODFLESH drin.

Die vielleicht wichtigste Band des Industrial Metals hat nie auf der Stelle getreten und auch seinerzeit mit „Songs Of Love And Hate“ bewiesen, dass ihnen die Ideen nicht ausgingen und sie somit einer der interessantesten Formationen des Genres waren, egal ob man das Resultat letztendlich nun mag oder nicht.

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20.07.2008

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