Goddess Shiva - Goddess Shiva

Review

Hair-Spray-Rocker Mat Sinner muß derzeit ein kreatives Hoch haben, denn wie sonst wäre es zu erklären, dass er, die Auszeit von PRIMAL FEAR nutzend, nun nicht nur mit seiner Stammband SINNER das ziemlich uninspirierte Werk „Mask For Sanity“ einspielt, sondern auch gleich noch GODDESS SHIVA, seiner Schülerband von Anno dazumal, erneut Leben einzuhauchen versucht? Zusammen mit Armin Sabol, einem versierten Studiogitarristen und Produzenten, der unter anderem mit RAGE und DIE FANTASTISCHEN VIER zusammengearbeitet hat und Drummer Martin Schmidt (Ex-LEAVES EYES) soll nun mit GODDESS SHIVA der Geist wahrer authentischer Rockmusik wiederauferstehen. Zunächst einmal wurde vor den früheren Bandnamen SHIVA noch das Wort GODDESS gesetzt, um Verwechslungen mit der fast 30 Jahre alten Urband zu vermeiden, die ja seinerzeit sogar Opener für WHITESNAKE und NINA HAGEN war. Frei nach dem Motto, zunächst mal jedem seine verdiente Chance einzuräumen, legen wir nach dem Lesen der Bandbiografie zumindest halbwegs gespannt den Silberling ein…

Und erleben zunächst eine Überraschung. Das einfach „Goddess Shiva“ betitelte Quasi-Debut des Dreiers beginnt nämlich mit einem weltmusikartigen Intro indischer Bauart, soweit ich unwürdiger das überhaupt beurteilen kann. Die Drums erinnern an Filmmusik, nämlich daran, dass gleich Kannibalen über den Rand des Kochtopfes lugen, indem man selbst sich seit geraumer Zeit befindet… Na ja. Hans Zimmers trefflicher Soundtrack zu „FLUCH DER KARIBIK“ (Teil Zwei) war da von ganz anderem Kaliber. „Walking On Thorns“ eröffnet sodann in sanfter DEEP PURPLE-Manier, ein butterweich gespieltes Riff, ein Refrain der hundertmal gehörten Sorte („Be Quiet, Be Quiet“ wird dankenswerterweise laufend wiederholt) ertönt, ein allerdings nettes Gitarrensolo professioneller Art rundet den Opener ab. Weiter gehts mit „Mind Of A Killer“, das mit Wah-Wah-Gitarrenlicks beginnt und nur bis zum nun ein wenig nach Rock’n’Rolf klingenden Gesang interessant bleibt. Erneut gibts ein kurzes nettes Solo, da liegen die Stärken der Band, ganz klar. Wenn jetzt ein wirklicher Blues-Vocalist (Bon Scott in diesem Zusammenhang zu erwähnen wäre allerdings Blasphemie) dabei wäre…

„This Ain’t Love“ (diese WHITESNAKE-Titel-Anbiederung zeugt auch nicht recht von Einfallsreichtum) bietet wieder swingend-transparenten Gitarrenklang zu Beginn, dann kommt die Stimme von Matt Sinner hinzu (oder singt hier etwa Armin? Egal, liefe ohnehin aufs gleiche hinaus…), die diesmal wie ein unterdurchschnittlicher KROKUS-BON JOVI-Verschnitt intoniert und einen dermaßen kommerziell-ausgelutschten Refrain zum Besten gibt, dass es schmerzt. Und zwar überall, was wenig erbaulich ist. Das Solo ist wie gehabt das Highlight, diesmal wird Eddie Van Halen zitiert.

„Gone With The Dough“ bietet den bisher besten Anfang, schwerer Blues ertönt, Erinnerungen an THIN LIZZY’S „Whiskey In The Jar“ werden wach, auch an CLAPTON, BLACKFOOT und LYNARD SKYNARD, der gute Matt müht sich wirklich redlich, aber seine Stimme ist einfach überhaupt nicht bluestauglich. Armin soliert auch schön staubig, dennoch kommt keinerlei echtes Straßenkreuzer- oder Tankstelle-Am-Windigen-Highway-Flair auf, da gänzlich verhindert vom unmotivierten Refrain, der auch gut von UDO komponiert und eingesungen sein könnte.
„Barefoot And Naked“ bietet WHITESNAKE-Anbiederungen mit einem noch einfallsloseren Chorus als die bisher vernommenen (und dazu gehört einiges), „Down On Luck“ und „Heat Of The Night“ werben mit Leads der simpelsten Rocksorte, „Ali Baba“ ist ein erstaunlich ideenloses Instrumental, da hätte sich Freund Armin doch eigentlich endlich mal austoben können. „Same Old City“ versucht wieder Coverdale zu zitieren, diesmal hörbarer, hier ist der Gesang von Matt (oder Armin) besser austariert. Irgendwie erinnert die Chose an die Spezies von PRIVATE ANGEL, die machen ähnlich zahnlose Musik. „Hold On“ ist ein Rocker mit schrecklichem Refrain, ein lendenlahmer Speedsong („Red“) von der Stange und das erneut indische Klänge aufweisende Outro „Heritage Of Shiva“ beschließen die äußerst langatmige Scheibe.

Was bleibt? Die Feststellung, dass echter Blues(rock) aus Amerika oder aus dem hohen Norden (D:A:D!) kommen muß und dass Sinner zwar versucht, wie Phil Lynott, Coverdale oder David Lee Roth zu phrasieren, was aber naturgemäß zum Scheitern verurteilt sein muß. Warum ein billiges Plagiat, wenn man sehr gute Originale haben kann? Gut, die Gitarrenarbeit ist bisweilen nicht übel, aber mal ehrlich: sowas gabs schon tausendfach. Es mangelt dieser Band an kompositorischer Finesse, an Ideen und vor allem an wirklich gelebter Blueserfahrung. Das ganze wirkt künstlich zusammengeschraubt. Ich glaube, Mat hat einfach zuviele Pferde gleichzeitig am Start und sein „Talent“ liegt nun mal im simplen Melodic Metal; auf dem Terrain kann er wohl noch so manchen Unbelehrbaren beglücken. Und was das alles mit Shiva zu tun haben soll, ist mir auch ein Rätsel. Die Jünger von MICHEAL SCHENKER oder ULI JON ROTH könnten dem Ganzen vielleicht etwas abgewinnen. Knappe vier Punkte.

22.01.2007
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