God Is An Astronaut - Ghost Tapes #10

Review

Zehntes Album, beinahe 20-jähriges Jubiläum und das auch noch in einem außergewöhnlichen Jahr – „Ghost Tapes #10“ stellt in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit für die irischen Post-Rocker GOD IS AN ASTRONAUT dar. Auch in der Hinsicht, dass hier im Vorfeld vom „aggressivsten Album“ der Bandkarriere die Rede war, was aufhorchen ließ.

„Ghost Tapes #10“ – dynamischer, mit neu gefundener Rockigkeit, aber immer noch düster

War das letzte Album „Epitaph“ doch – auch persönlichen Verlusten geschuldet –  ein wenig gleichförmiger, emotional verletzlicher und düster, steht „Ghost Tapes #10“ dem gegenüber immer noch für Melancholie, aber es wird oftmals zackiger, rockiger, ja gar hoffnungsvoller aufgespielt.

Die hektischen Riffs wie zum Ende von „In Flux“ etwa dürfte man von GOD IS AN ASTRONAUT bisher noch überhaupt nicht gewohnt sein. „Adrift“ und die Single „Burials“ schwanken zwischen stimmungsvollen Post-Rock-Momenten, langgezogenen Klageliedern und ein wenig aufhellenderen Momenten. Besonders das beschwingte „Spectres“ lässt ein wenig an die „All Is Violent, All Is Bright“-Phase zurückdenken. Trotzdem wird es in genau diesem Track später auch heavy und im letzten Songdrittel gibt es sogar Doublebass-Attacken und sehr sirrende, beinahe an Post-Black-Metal orientierte Gitarren. In Sachen Heaviness und Schwermut muss sich „Ghost Tapes #10“ wohl dennoch „Epitaph“ geschlagen geben. Der Vorwärtsdrang ist auf „Ghost Tapes #10“ aber ohne Frage größer.

Auf „Ghost Tapes #10“ geht es dynamischer und abwechslungsreicher zu, einsame Pianos und Ambient sind hier nun nicht zum Atmosphäre-Erzeugen auf Dauer ausgelegt, sondern nur als kleine Farbspritzer in den Songs. Es herrscht trotzdem ein eher düsterer Grundton über den größten Teil des Albums vor, der speziell den Anhänger der leichteren Frühwerke möglicherweise ein wenig sauer aufstoßen konnte. Auch an GOD IS AN ASTRONAUT geht mit zunehmendem Alter und speziell in diesem Jahr der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbei. Die neu gewonnene Melancholie steht der Band aber durchaus gut zu Gesicht.

GOD IS AN ASTRONAUT sind auch auf dem zehnten Album routiniert unterwegs

Auch kleine elektronische Elemente im letzten Drittel von „Burials“ sind vielleicht nicht gerade neu im Kosmos von GOD IS AN ASTRONAUT, aber verleihen der Platte Frische und Abwechslung. Ähnlich wie heuer CRIPPLED BLACK PHOENIX setzen auch GOD IS AN ASTRONAUT auf eine cinematische Größe im Sound, von Produktion über Komposition bis hin zum berühmten roten Faden durch das Album, auch wenn „Ghost Tapes“ immer noch sehr organisch und nach Dreck unter den Fingernägeln klingt.

Die letzten drei Songs mit furiosem Auftakt „Fade“, „Barren Trees“ und der Rausschmeißer „Luminous Waves“, mit Cello-Allzweck-Geheimwaffe Jo Quail, gehen fließend ineinander über und entlassen in herabfallender Spannungskurve letztlich entspannt und träumerisch. Auch „Ghost Tapes #10“ ist ein gutes Album geworden, aber kein überragendes. Dazu zitiert die Band Elemente aus dem Post-Rock/Metal-Handbuch zu oft, ohne wirklich eigene oder neue Akzente zu setzen. Empfehlenswert für alle, denen GOD IS AN ASTRONAUT auf dem Vorgänger vielleicht ein wenig zu träge waren, ist „Ghost Tapes #10“ aber dennoch.

05.01.2021
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