GOAT EXPLOSION sind zur aktuellen Stunde neben diversen Black-Metal-Bands wie EVIL WARRIORS oder VIDARGÄNGR die wichtigste Konstante in der Leipziger Underground-Szene. Mit einem tollen Debüt namens “Rumors Of Man”, das immerhin schon fast fünf Jahre auf dem Buckel hat und einigen lukrativen Gigs mit Bands wie MANILLA ROAD (R. I. P. Mark Shelton!) und THRONEHAMMER auf dem Kerbholz ist es längst Zeit für ein weiteres Album. Dieses hört auf den verheißungsvollen Namen “Threatening Skies” und hatte – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – eine Menge Zeit zum Reifen. Die wurde von der Band allerdings hörbar genutzt und so reißen GOAT EXPLOSION das bisherige Korsett aus Stoner, Epic und Doom Metal nochmals gewaltig auf. Heraus kommt ein enorm individuelles und spannendes Album, das einerseits weiterhin von markanten Trademarks getragen wird und sich andererseits wirklich nicht mehr um die Erfüllung von Genre-Kriterien kümmert.
GOAT EXPLOSION gehen den Weg der Weiterentwicklung
“Threatening Skies”, das von einem hervorragenden und mit intelligentem Witz versehenen Artwork geziert wird, beginnt zunächst allerdings, wie man es von GOAT EXPLOSION erwarten würde. Schwere, langsame und stampfende Riffs finden sich bereits im Opener “Thunder Tower”, der wie eine MANOWAR-Version der “At The Heart Of Winter”-Ära von IMMORTAL klingt. In eine ähnliche Kerbe schlägt das kompakte “Dawn Of The Red”, das am ehesten auf dem Debüt hätte stehen können und in gewisser Weise an “Where Shadows Hide” von ebenjenem Album erinnert. Ein gelungener Start, der allen bisherigen Anhänger:innen der Band ein glückseliges Lächeln der Vertrautheit ins Gesicht zaubern dürfte.
Doch dann fahren GOAT EXPLOSION in der Mitte des Albums eine Opulenz auf, die man trotz der Tatsache, dass sich Teile der Band zuletzt immer mehr für alten Progressive Metal interessierten, nicht erwartet hätte. Das mit von einem sehr stimmungsvollen, leicht MAIDEN-mäßigen Intro eingeleitete “The Slumbering Judgement” ist der erste von drei Songs auf “Threatening Skies” mit Überlänge und er entfesselt eine abwechslungsreiche und dramatische Reise, die sowohl in Bezug auf das Riffing als auch die Stimmungen an die US-Götter KHEMMIS erinnert. Hat man das erst verarbeitet, setzt “Sinking Shift” mit beinahe 16 Minuten Laufzeit noch einen drauf. Was das Quartett hier völlig ungezwungen an Stilen und Ideen vereint, ohne den roten Faden zu verlieren, ist epischer Metal par Excellence und musikalisch vergleichbaren Größen des Undergrounds (SOLSTICE, ATLANTEAN KODEX uvm.) absolut ebenbürtig.
Entführende Epik ohne Ende
Nach einem weiteren eher traditionell gehaltenen Stück (“Reasons And Time”) schütteln GOAT EXPLOSION das zehnminütige “Storm Of Sorrows” aus dem Ärmel, welches das zwar streckenweise recht sehnsüchtige, aber insgesamt eher unbeschwert klingende Album mit purem musikalischen Pessimismus beendet und mit waschechten, langsamen Death-Metal-Riffs im Stile alter VENENUM auftrumpft. Dass sich “Threatening Skies” immer einen klar erkennbaren Fokus bewahrt, liegt nicht nur an der aufeinander eingespielten Performance der gesamten Band, sondern einerseits an den beiden nicht unwichtigen Interludes, die dem Album zu mehr Kohärenz verhelfen und andererseits an der charakteristischen Stimme von Sänger und Gitarrist Bastian Mokosch, die sich ziemlich genau zwischen MANILLA ROADs Mark Shelton und PRIMORDIALs Alan Averill bewegt.
“Threatening Skies” – Eigensinnig und originell
Mit “Threatening Skies” haben GOAT EXPLOSION ein Album erschaffen, das wie gemacht ist für alle, die sich nicht um Genre-Grenzen scheren, sondern auf der Suche nach Authentizität sind und diese im Underground suchen. Das Album strotzt vor cleveren Ideen und einem hörbaren Reifeprozess, bei dem eine ganze Band über Jahre an den Songs im Proberaum gefeilt hat. Alle “Fenrizze” dieser Welt sollten “Threatening Skies” mindestens einen Hördurchlauf gönnen, wobei das bei dieser Menge an detailverliebter, aber nie überfrachteter Musik natürlich zu wenig ist und das Album einer gewissen Erarbeitung bedarf – wie das eben bei Kunst zuweilen vorkommen kann.
Das Teil wird sowas von gekauft. Ich fand den Vorgänger schon bockstark und viel hat sich zum Glück nicht verändert.
Der hier verlinkte Song hört sich gutan. Das Album wird bei Veröffentlichung auf jeden Fall auf ganzer Länge angehört. Hatte auf jeden Fall vorher noch nie etwas von dieser Band gehört.
Der Vorgänger läuft gerade,auch der gefällt mir bisher sehr gut.
Das Album ist wahnsinnig gut, musikalisch vielleicht eine der besten Doom-Sachen seit Atlantean Kodex‘ letzter Platte aus Deutschland. Gesanglich fühlt es sich aber des öfteren nicht richtig an. Was könnten die reißen mit einem richtig guten, charismatischen Sänger…
Man merkt, die haben Bock aufs Mucke zocken, ein bisschen der letzte Schliff mag fehlen. Aber am Ende ist das Ganze so stark runtergespielt, dass man Kritik als Gemecker auf hohem Niveau ansehen kann. CD ist bestellt und an den Gesang gewöhne ich mich schon noch.