Gnostic - Engineering The Rule

Review

Normalerweise ist Death Metal nicht meine Baustelle, das stelle ich besser an den Anfang dieses Reviews – und erkläre damit auch gleich, warum ich bei der Beschreibung des GNOSTIC-Debuts “Engineering The Rule“ nicht mit weiteren Bandnamen glänzen kann. Obwohl… zumindest ein Name muss wohl genannt werden: ATHEIST, da kommen nämlich drei der GNOSTIC-Mitglieder – Sonny Carson (g), Chris Baker (g) und Steve Flynn (dr) – her, außerdem lese ich bei meinen Recherchen immer wieder genannten Namen, mit dem das vorliegende Album auch musikalisch beworben wird.

Doch wie heißt es immer so schön? Gute Musik muss auch weniger szenekundige Hörer überzeugen können – dieses Prinzip muss natürlich insbesondere für Subgenres gelten (jaha, liebe Pagan Metal-Fans!) und wir wollen doch mal sehen, wie sich GNOSTICs Erstling so schlägt… und um es gleich vorwegzunehmen: “Engineering The Rule“ hat mich fast auf ganzer Linie überzeugt und ich bin mir sicher, dass das auch Anhängern progressiven Death Metals so gehen wird.

Aber fangen wir weiter vorn an: Basis des Gebräus, welches GNOSTIC dem Hörer servieren, ist das solide und sehr kreative Gitarrenspiel, das von verqueren (aber nicht verwirrenden) Spielereien über melodische Einschübe bis hin zu eingängigen thrashigen Riffs alles aufbietet und den Songs ziemlich Zug nach vorn verleiht. Technisch sind die Jungs ohne Zweifel auf sehr hohem Niveau unterwegs, verlieren sich aber nie komplett in abgedrehten Griffbettwichsereien, sondern bleiben bei aller Liebe zu ungewöhnlichen Figuren immer songdienlich. Der Gitarrensound ist dabei sehr druckvoll, lässt aber ausreichend Platz für den Bass – bedient von Stephen Morley – der den Gitarren technisch in nichts nachsteht und an einigen Stellen sogar als Solo-Instrument aufblitzt. Herrlich!

Die Saitenfraktion wird dabei von wunderbar treibendem Schlagzeugspiel begleitet, das mit seinen jazzigen Einflüssen wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge passt. GNOSTIC bleiben geschwindigkeitstechnisch dabei immer im Midtempo-Bereich angesiedelt – Geknüppel findet man auf “Engineering The Rule“ nicht, auch wenn es ab und zu mal einen ordentlichen Doublebass-Teppich zu hören gibt. Zu guter Letzt sei der Gesang erwähnt, für den ein junger Mann namens Kevin Freeman verantwortlich zeichnet. Der Gute ist auf angenehme Weise variabel, von mäßig tiefen Growls bis zu recht hohem Geschrei ist alles dabei.

Das gerade genannte Prädikat “auf angenehme Weise variabel“ kann und möchte ich auf das gesamte Album erweitern: Die zehn Songs zeichnen sich allesamt durch ein hohes Maß an Progressivität aus, ohne auf mich zu abgedreht zu wirken, um wirklich Spaß zu machen. Wer auf dem Album ausgezeichnete Death Metal-Songs hören will, wird auf seine Kosten kommen – ebenso aber der, der auf technische Details steht und sich gern in abgefahrenen rhythmischen Figuren verliert.

Was mich an “Engineering The Rule“ noch nicht so ganz überzeugen kann, sind im Wesentlichen zwei Dinge: Zum einen bin ich der Meinung, dass die Produktion, obwohl sie transparent und druckvoll ist, noch ein bisschen besser sein könnte. Zum Beispiel könnten Bassdrum und Toms ein wenig deutlicher hervortreten und auf diese Weise den Drive der Songs noch erhöhen; die Saiteninstrumente könnten insgesamt auch etwas lauter sein, denn für meinen Geschmack sind die Vocals und die Höhen (sprich: Snaredrum und Becken) des Schlagzeugs einen Tick zu laut. Der andere Punkt, in dem ich GNOSTIC noch Luft nach oben attestiere, ist der gesamte Ansatz der Musik: Laut Promo-Flyer soll “Engineering The Rule“ dunkel klingen – das ist prinzipiell sicherlich eine gute Einschätzung, aber da geht meiner Meinung nach noch viel mehr. Angeschwärzt klingen GNOSTIC auf jeden Fall (wobei “angeschwärzt“ jetzt nichts mit Black Metal zu tun hat!), aber zu richtig dunkler Musik fehlt noch das ein oder andere Stück. Sehr gelungen ist “Engineering The Rule“ dennoch.

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15.05.2009

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