Glyder - Glyder
Review
Wenn es eine offizielle Nachfolgerband von THIN LIZZY geben sollte, dann sind es ganz sicher die Iren GLYDER. Ich habe in den letzten Jahren kaum eine Band gehört, denen ich dies zugestehen würde. Sowohl der charismatische Sänger Tony Cullen, als auch die Instrumentalfraktion, allen voran Gitarrist Bat Kinane, erinnert immer wieder an die genialen LIZZY. Ob das nun gut oder schlecht für GLYDER ist, kann jeder für sich entscheiden. Fakt ist, dass die Jungs ziemlich gute Songwriter sind und ein Händchen für eingängige Melodien besitzen.
Dass dabei immer wieder der LIZZY-Faktor hochkommt, kann man ihnen auch nicht übel nehmen. Doch nicht nur THIN LIZZY scheinen für GLYDER Modell gestanden zu haben. Ab und an kommen auch frühe IRON MAIDEN zu Di´Anno Zeiten durch.
So z.B. „PUP“ (soll heißen „Pretty Useless People“), welches sich anhört, als ob es in den Siebzigern geschrieben wurde. Der Song, zu dem es auch ein geniales Video gibt, handelt von Reality TV und passt so hervorragend in die heutige Zeit. „She´s Got It“ hingegen ist wieder ein reinrassiger Rocksong, der hier und da mit FRANK ZAPPA Elementen aufwatet. Und dann gibt es aber auch wieder Stücke wie „Saving Face“, welcher ein erstklassiger Hard Rock Track ist. Würde Phil Lynott noch leben, er würde behaupten, dass er diesen Song geschrieben hätte. „One For Lost“ ist ein Groovemonster, welches schon beinahe in progressive Gefilde entgleitet. Der Track „Stargazer“ ist kein RAINBOW Cover, obwohl er auch in einer ziemlich hohen Klasse angesiedelt ist. Die Nummer macht wirklich Spaß und animiert sofort, mitzusingen. Einfach ein cooler Rocksong, dem „Taking Off“ in nichts nachsteht. Und auch die Kneipenblues-Freunde kommen auf ihre Kosten. Denn „You Won´t Bring Me Down“ vereint coole Bluesstrukturen mit Hard-Rock-Elementen. Geht ein wenig in die Richtung ZZ TOP. „Die Or Dance“ handelt von einem Soldaten im Irak-Krieg und hat demnach einen sehr ernsten Hintergrund. Das Stück ist ebenfalls gelungen, klasse mit Hammondorgel versehen. Aufgrund seiner starken Struktur, gehört dieser Song mit zu den Höhepunkten des Albums. Und klar, zum Abschluss muss es wieder THIN LIZZY sein. „Neutral Coloured Life“ ist wieder eine Hommage an die bis dato wohl beste irische Rockband
Die Produktion der Scheibe ist auffallend fett. Kein Wunder, saß doch Chris Tsangarides an den Reglern, der schon Acts wie OZZY OSBOURNE, BLACK SABBATH, THIN LIZZY oder JUDAS PRIEST zu Klanggranaten verholfen hat.
Mit „Glyder“ haben die Jungs einen kleinen, feinen Rockklassiker geschrieben. Normalerweise würde es aufgrund des starken THIN LIZZY Faktors Punktabzug geben. Doch GLYDER machen ihre Sache so authentisch, dass man die teilweise etwas fehlende Eigenständigkeit ohne mit der Wimper zu zucken vergibt.