Ich habe generell so meine Probleme mit ‚Themen-Bands‘ der Marke POWERWOLF, bei denen Image, Lyrics und musikalische Richtung von Album zu Album dem exakt selben Leitfaden folgen. Dies hauptsächlich aus dem Grund, dass das Ganze irgendwann einfach langweilig zu werden pflegt. Umso überraschender, dass ich mit GLORYHAMMERs dritter Scheibe „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ doch einiges anfangen kann. Denn auch hier ist das Konzept nach wie vor das selbe: Nerdige Sci-Fi-Fantasien, schnörkelloses Power-Metal-Geriffe, hyper-bombastische Hollywood-Orchestrierungen und allerlei spacige Synthesizer-Sounds. Die zehn Songs sind dabei aber schlicht und einfach so gut gemacht, dass Anklänge an (oder Parodien auf?) die grossen Namen des Genres wie auch Christopher Bowes‘ immer wieder ins Auge springende Selbstzitate nicht weiter stören.
„Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ – MANOWAR für Nerds
„Das habe ich doch schon einmal gehört?“, ging es mir bei meinem ersten Listen von GLORYHAMMERS Neuling mit dem prägnanten (hust) Titel „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ des Öfteren durch den Kopf. Ebenso häufig erwischte ich mich selbst dabei, dass ich den Chorus eines Songs bereits beim zweiten Durchgang aus voller Kehle mitsingen konnte (und wollte). Christopher Bowes, bekannt vor allem als Frontmann der Piratenbande ALESTORM, setzt hier weiter auf seine altbewährte GLORYHAMMER-Formel, die sich in etwa folgendermassen zusammenfassen lässt: Bombastische Orchestrierungen, futuristische Keyboards, vergleichsweise simple Power-Metal-Groves und – vor allem – Hooks, die man auch nach dem dritten Bier noch mitgrölen kann. Wie gewohnt kommen dazu Lyrics, vor deren ‚Geekiness‘ selbst ein Sheldon Cooper erbleichen würde: Auf „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ schickt Bowes seinen Helden Angus McFife in die dritte Runde des intergalaktischen Kampfes gegen den schurkischen Magier Zargothrax.
In musikalischer Hinsicht hat der schottische Tastenmagier dabei wenig Scheu, seine älteren Kreationen gleichsam zu recyceln: Der Chorus von „Battle For Eternity“ etwa entspricht beinahe exakt dem von „Questlords Of Inverness“ vom letzten Album der Band, und das stampfig-tanzbare „Hootsforce“ mag bei manchem Hörer ein starkes ALESTORM-Feeling aufkommen lassen. Doch nicht nur Selbstzitate, auch Anklänge an andere Bands finden sich auf „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ immer wieder, angefangen mit der Single-Auskopplung „Gloryhammer“, deren galoppierende Gitarren-Rhythmen und martialische Gang Shouts sich wie eine Hommage an MANOWAR selbst anfühlen. An RHAPSODYs „Dawn Of Victory“ erinnert das speedige „Land Of Unicorns“, an SONATA ARCTICAs „Kingdom For A Heart“ das ätherklare „Battle For Eternity“. Allen solchen Remineszenzen zum Trotz kommt Langeweile während der gesamten knapp 50-minütigen Laufzeit der Scheibe aber doch an keiner Stelle auf.
„GLORYHAMMER“ – Helden an Keyboard und Mikrofon
Dafür gibt es mehrere Gründe: Einerseits ist der Begriff ‚Tastenmagier‘ in Bowes‘ Fall keineswegs bloss eine schmeichelnde Übertreibung. Die Eklektizität der Keyboard- und Synthesizer-Sounds, die der Schotte auf der Scheibe verwendet, wie auch die bestechend verspielte Vielschichtigkeit seiner orchestralen Arrangements verleihen „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“ eine musikalische Tiefe und Nuanciertheit, die noch verstärkt wird durch das exzellente Gespür für Melodien, das Frontmann Thomas Winkler auf den zehn Songs immer wieder an den Tag legt. Dabei ist die Produktion ausgezeichnet, lässt neben den gewaltigen Orchestrierungen doch stets auch der Rhythmus-Fraktion genügend Raum; besonders den dräuend-drahtigen Bass-Sound, der selbst im bombastischsten Fanfarengewitter niemals komplett verloren geht, gilt es an dieser Stelle zu loben.
Das alles hätte man so mehr oder minder schon über die ersten beiden GLORYHAMMER-Alben schreiben können. Von denen unterscheidet sich „Legends From Beyond The Galactic Terrorvortex“, wenn überhaupt, so insbesondere durch einen leicht höheren Komplexitätsgrad der Songs. An die neoklassizistischen Höhenflüge der Marke RHAPSODY kommt man zwar noch bei Weitem nicht heran, doch vor allem den Opener „The Battle For Dunkeld (In Hoots We Trust)“ könnte man mit seinen anspruchsvollen Akkordfolgen und seinem Spannungsbogen von orchestraler Dramatik bis hin zu düsterem Breakdown-Chugging schon beinahe als ‚proggy‘ bezeichnen. Ganz zu schweigen von dem zwölfminütigen Longtrack…
Auch Keyboard-Soli finden sich auf der neuen Scheibe vermehrt. Auf dem an DRAGONFORCE erinnernden „Power Of The Laser Dragon Fire“ etwa demonstriert Bowes in einem wilden Duell mit Gitarrist Paul Templing sein technisches Können. Das Ganze macht einfach unglaublich viel Spass, und wenn Held Angus McFife zu Ende des finalen Longtracks heroisch Selbstmord begeht, lässt das den Hörer dann durchaus bangen: Bedeutet das Ende des Prinzen von Fife, dass GLORYHAMMER ihren Fans in Zukunft kein weiteres Album mehr präsentieren werden? Wohl kaum. Denn tatsächlich war das Universum ja bereits zum Schluss ihres letzten Albums „Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards“ zerstört worden! Mit dem Storytelling scheint man es bei Bowes und Co. nicht allzu genau zu nehmen. Was aber das Musikalische angeht, sind diese fünf Nerds wirklich der Hammer!
Fazit: Nach wie vor servieren GLORYHAMMER ihren Power Metal mit einer grossen Portion Ironie und dürfen so mit gutem Recht von allen nur erdenkbaren Klischees des Genres Gebrauch machen. Winklers Sinn für Melodien, die gleich beim ersten Listen ins Ohr gehen, und Bowes‘ schlichtweg geniale Arbeit an den Tasten machen dieses Album zu einem wahren Leckerbissen für alle Metalheads, die sich ihrer Liebe für Star Wars und Warhammer nicht schämen. Spassiger Power Metal mit absolut ernsthafter Produktion – zugreifen!
Für mich definitv – stand jetzt – eines der besten Powermetalalben die ich gehört habe!
Kleine Verbesserung zum Review: Das Universum wurde nicht zerstört. „Nur“ die Erde wurde zerstört. 🙂
Sprich die Story macht schon noch sinn!
Für mich das beste Power Metal Album seit langem
Hit folgt auf Hit hier stimmt alles und wird kein Stück langweilig.