Gloomy Sunday - Beyond Good And Evil

Review

GLOOMY SUNDAY. Interessanter Name einer mir gänzlich unbekannten Kombo, Grund genug, mal in das vorliegende Debüt reinzuhören. Kleiner Bildungsausflug: „Gloomy Sunday“ wurde 1933 von dem Ungaren Rezso Seress komponiert und avancierte nach kurzer Zeit zum Lied der Selbstmörder. Die traurige Komposition in Verbindung mit dem wehmütigen Text diente um die Zeit des zweiten Weltkriegs herum ungefähr hundert Menschen als musikalische Untermalung des selbst erwählten Todes, heißt es jedenfalls. Fakt ist, dass der Komponist selbst 1968 mit einem Fenstersprung sein Leben beendete.

Für welche Art des Metals könnte der Titel also besser geeignet sein, als für den tiefschwarzen Doom? Wahrscheinlich für gar keine, so passt es, dass mit GLOOMY SUNDAY ein paar Schweden diesem Stil nachgehen. Erwartet hatte ich des Namens wegen eher melodischen Doom mit leichten Deathanleihen, die Schweden allerdings gehen viel stärker in Richtung Sludge. Bezeichnend für den ist ja meist ein gewisser Hang zum Kiffen und gelegentlich einem Tütchen scheinen auch GLOOMY SUNDAY so gar nicht abgeneigt. Das beginnt mit dem wohl extravagantesten Bild in einem Booklet, das mir je vor den Augen kam: Es geht um fliegende Kampfpenisse, vom Himmel stürzend nackte Menschen und ganz offensichtlich magische Pilze. Zu viel will ich hier aber gar nicht vorweg nehmen: In den nächsten CD-Laden zu rennen, nach GLOOMY SUNDAY zu fragen und sich das Bildchen selbst anzugucken, ist eigentlich so etwas wie eine Pflicht. Ehrlich gesagt glaube ich gar nicht, dass man genug kiffen kann, um auf sowas zu kommen. Gut, dass man nie auslernt. Apropos Kiffen: In die Genregröße BONGZILLA haben die Jungs sicher auch schon desöfteren reingehört und ganz offensichtlich haben sie sich auch ein bisschen von den Kollegen ELECTRIC WIZARD inspirieren lassen. Oder mit ihnen etwas geraucht – da bin ich mir momentan noch nicht sicher. Um das vorweg zu nehmen: So abgedreht geil wie ELECTRIC WIZARD sind sie natürlich um Längen nicht, und auch an die richtungsweisenden BONGZILLA reichen sie nicht heran. Ein Solides Album ist „Beyond Good And Evil“ aber dennoch.

Wie man es aus dem Genre kennt, walzen die Songs sich herausragend basslastig in die Ohren. Im Vordergrund stehen die drückend wummernden Gitarrenriffs, die etwas befremdlich künstlich klingenden Vocals sind eher im Hintergrund gehalten. Ist aber vielleicht auch besser so, da es ein wenig nach einem heiseren Computer klingt, wie auch immer man auf solche Assoziationen kommt. Interessant sind verwendete Soundsamples, die ein ums andere Mal die Songs einleiten. Ziemlich abgedreht, hat was. Das musikalische Gesamtkompositum bewegt sich auf einem soliden, aber nicht herausragenden Level. Besonders positiv stechen die hin und wieder auftretenden Soli hervor, die, wie die ganze Platte eigentlich, ziemlich abgedreht daherkommen und daher der Atmosphäre sehr zuträglich sind. Ziemlich gelungen ist das etwa beim zweiten Track „Dead Of Season“, wo es dominant verwendet wird. Ebenfalls passend: Das Soli bei „Burn Out The Sun“; hier eher subtil und ausklingend, aber nichtsdestotrotz – oder vielleicht grade deswegen – fesselnd.

„Beyond Good And Evil“ ist ein durchschnittliches gutes Werk, in das zumindestens Fans des Genres einmal reinhören sollten. Einige ziemlich gute Parts und ein gelungener Grundtenor machen das Album lohnenswert, auch wenn es nicht herausragen kann. Ein Muss ist das Album allerdings gewissermaßen dennoch: Das herrlich bekloppte Bildchen sollte niemand sich entgehen lassen. Wenn es eine Zweitauflage geben sollte, wünsche ich es mir als Cover.

25.04.2007

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