Gladenfold - Nemesis

Review

Soundcheck April 2022# 24

Schon lustig, wie viel Power Metal und Melodic Death circa nach Machart der Früh-/Mitt-2000er so gemeinsam haben. Wer gerade auf dem Schlauch steht und sich fragt, was das wohl sein könnte: Die Antwort lautet Käse. Sehr viel davon. Das haben GLADENFOLD aus Finnland erkannt und rufen die Klang gewordene Cheese-Extravaganza aus. Mit „Nemesis“ geschieht das nun nach dem Vorgänger „When Gods Descent“ zum dritten Mal in voller Länge. Hinter dem Sound der Finnen steckt keyboardlastiger Metal, der die cheesy Melodramatik, die heroischen Melodien und überschwänglichen Heldentenöre des Power Metal mit der Quirligkeit und Ästhetik der weniger harten, mehr melodischen Death-Metal-Vertreter aus Skandinavien (und den von dort beeinflussten) kombiniert.

Die finnische Cheese-Extravaganza GLADENFOLD geht in die dritte Vollzeitrunde

Das Ergebnis klingt wie ein kunterbuntes Gemisch, in dem KAMELOT, mittlere SONATA ARCTICA und FREEDOM CALL mit EQUILIBRIUM, CHILDREN OF BODOM und – wenn man etwas großzügiger mit der Etikettierung ist – CATAMENIA eine Emulsion bilden. Wie man sich vorstellen kann, ist das Ergebnis nichts für Zuckerpatienten, aber immerhin stehen im Gegensatz zum Vorgänger, wie der geschätzte Vorredner Mirko attestierte, hier die Gitarren etwas mehr im Vordergrund. Trotzdem sind Keyboard- respektive Synth-Arrangements das Herzstück im Sound der Finnen und einmal mehr neigen sie dazu, das Klangbild massivst zu überladen, worunter die nicht auf so viel Gewusel ausgelegte Produktion gerne mal in die Knie geht.

Damit machen GLADENFOLD es sich teilweise etwas schwer, die klimaktischen Hooks gut in Szene zu setzen, wenn praktisch der ganze Song drumherum wie ein einziger Höhepunkt gestaltet ist. Da muss die entsprechende Hook schon wirklich richtig klasse sein, was zum Beispiel gleich im Opener „Carnival Of The Hunter“ der Fall ist, in dem der Refrain u. a. durch einen Chor dargeboten wird. Das hat was von WILDERUN oder COUNTLESS SKIES und funktioniert hervorragend, hebt die Hook somit erfolgreich und prägnant vom Rest des Songs ab. An anderer Stelle, etwa bei „Revelations“, geht die Hook etwas unter, weil der Song einfach eine konstante Intensität respektive Lautstärke hat.

Dabei gerät „Nemesis“ etwas genießbarer als der Vorgänger

Das wird von GLADENFOLD über ein gutes Stück der Trackliste leider nicht konsequent genug gemanagt und bleibt daher eine Schwäche, unter der „Nemesis“ weiterhin leidet. Wo es ihnen besser von der Hand geht sind Tracks wie „Gloria Eternal“, bei dem die konstante Reizüberflutung im Sinne eines konziseren Tracks nach bester 2000er-Melodeath-Art etwas zurückgefahren wird. Der Titeltrack lässt sich zwar diesen Hang zum Überladenen zu einem gewissen Grade zu Schulden kommen, kompensiert aber dank freigiebig eingesetzter, klassischer Harmonien und wieder dieser großartigen Chorgesänge, die dem Song den nötigen Bombast verleihen, dabei jedoch paradoxerweise im Rahmen des leicht verdaulichen bleiben.

Man muss Cheese schon wirklich ab- und sich damit abfinden können, dass GLADENFOLD nicht durchgehend Hits auf „Nemesis“ abfeuern. Aber sie haben ihre Qualitäten im Gegensatz zum Vorgänger etwas besser herausgearbeitet und liefern dadurch ein immerhin ein durchaus genießbares Cheese-Fest mit Guilty Pleasure-Potential ab. Ob es jemals eine gedämpftere Variante dieses Sounds geben wird, bleibt zu bezweifeln, da diese Mische ja durch ihre Überschwänglichkeit erst ihren Charme entwickelt. Aber unsereins wünscht sich, dass die Finnen noch mehr Feingefühl für ihren Sound entwickeln. Zumindest befinden sie sich mit „Nemesis“ auf einem guten Weg dorthin.

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24.04.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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