Girlschool - Hit And Run Revisited

Review

In den 70ern und 80ern war alles anders. Statt Hip Hop eroberte die NWoBHM die Musikwelt der Jugend und schockierte die Eltern. Und unter Girlgroups verstand man nicht etwa Trällerelsen wie die NO ANGELS, die zum Playback hübsch aussehen, sondern Ladies wie GIRLSCHOOL, die so manches Mal mehr Eier bewiesen als ihre männlichen Kollegen.

Auch 33 Jahre nach ihrer Gründung sind die Damen noch aktiv und kein bisschen ruhiger geworden, wie ihr Auftritt auf dem diesjährigen Wacken:Open:Air eindrucksvoll belegt hat. Jetzt haben sie allerdings erst einmal auf bekanntes Material zurück gegriffen und ihren 1981er Klassiker “Hit And Run“ neu eingespielt. Die neue Version hört dabei auf den Namen “Hit And Run Revisited“. Um erst einmal jeden zu beruhigen, der glaubt, dass Damen in diesem Alter nicht mehr so viel Saft haben: Die Band geht noch mit derselben Energie und Leidenschaft an die Arbeit heran, wie vor genau 30 Jahren. Das ist dem Material auch zu jedem Zeitpunkt anzuhören. Über die Produktion kann man sich hingegen trefflich streiten. Während den einen der klare und druckvolle Sound gefallen wird, werden die anderen sicherlich den typischen Vibe vermissen, den die Vinyl-Platten der 80er versprühten. Das ist aber letztendlich Geschmackssache. Jedes Detail, das diese Scheibe – und damit letztlich auch die Combo – so beliebt gemacht hat, kommt auf der Neuauflage hingegen bestens raus. Während Bands wie JUDAS PRIEST, SAMSON oder IRON MAIDEN ihre Inspiration hauptsächlich aus dem amerikanischen Blues und Hard Rock bezogen, spielte bei GIRLSCHOOL auch immer der Punk eine große Rolle, der mit Bands wie den SEX PISTOLS oder THE RAMONES in England ebenfalls groß im Kommen war. So entstanden damals elf Songs, welche die gewaltigen Riffs und die energiegeladene Attitüde des Heavy Metal mit der Geschwindigkeit und Eingängigkeit des Punk Rock kombinierten. Damit hatten die vier Frauen damals eine echte Vorreiterrolle inne.
Da eine Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde (mehr passte auf eine Schallplatte nun mal nicht drauf) heute für eher enttäuschte Gesichter sorgt, hat das Quartett sich nicht lumpen lassen und noch zwei neue Songs mit auf die Silberscheibe gepresst. Einer davon ist allerdings eigentlich ein alter: “Hit And Run“ ist gleich zwei mal auf dem Album vertreten. Allerdings hat einmal die deutsche Metal Queen DORO ihre Gesangskünste beigesteuert und dem ohnehin schon verdammt genialen Titel noch einmal ihre eigene brilliante Note hinzugefügt. Und dann ist da ja noch “Demolition Boys“. Ausgestattet mit einigen schweren Metal-Riffs und einem Solo das vor Attitüde nur so strotzt präsentiert es sich gleichzeitig mit einem jener punkig-eingängigen Refrains, der dieses Album im Jahr 1981 so unverwechselbar gemacht hat. Damit zeigt er ganz klar, dass GIRLSCHOOL auch 2011 noch nicht nachgelassen haben. Dieses Stück könnte im Gegenteil auch genau so gut vom Original stammen.

Letztendlich soll hier noch mal ein dickes Dankeschön in Richtung der britischen Inseln geschickt werden. Denn mit “Hit And Run Revisited“ haben GIRLSCHOOL einen Klassiker der Metal-Geschichte neu aufgenommen, an den ansonsten nur sehr schwer heran zu kommen war. Wenn man sich diese Neuauflage noch einmal anhört, kann man eigentlich gar nicht glauben, dass die erste Veröffentlichung im Jahr 1981 der Band hauptsächlich negative Kritiken einbrachte.

23.09.2011
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