Giant Sleep - Grounded To The Sky

Review

Grenzgänger in zweierlei Hinsicht: Das sind GIANT SLEEP. Die deutsch-schweizerische Combo wurde 2012 ins Leben gerufen und setzt sich zusammen aus den verbliebenen Gründungsmitgliedern Patrick Hagmann (THRON, ex-FEAR MY THOUGHTS) an der Gitarre, Thomas Rosenmerkel (EPHEMERA’S PARTY, ex-DESTRUCTION) im Gesang, Radek Stecki am Bass und Manuel Spänhauer an den Drums. Nachfolger von Gitarrist und Gründungsmitglied Markus Ruf, der mit Hagmann bei FEAR MY THOUGHTS spielte, ist Tobi Glanzmann (ex-ZATOKREV). Neben Ländergrenzen überqueren GIANT SLEEP auf „Grounded To The Sky“ auch musikalisch wieder alle Genre-Grenzen.

GIANT SLEEP – Ein stetiges Auf und Ab

GIANT SLEEP sollen für pure Live-Power mit gnadenloser Energie stehen – wer sie live erleben durfte, kann dies bestätigen. Vielleicht um diese Live-Kraft einzufangen, wurde die LP komplett live aufgenommen. Das Album schafft es den Hörer in seinen Bann zu ziehen, auch wenn dies nicht beim ersten Hören passieren mag, denn GIANT SLEEP haben mit „Grounded To The Sky“ ein komplexes Werk erschaffen. Eine Komplexität, die einerseits durch das Mischen verschiedener Genres zustande kommt, andererseits durch ein stetiges Auf und Ab von Stimmung und Tempo. Wunderschöne Melodien und andächtig langsame Passagen wechseln sich ab mit mitreißenden Rhythmen. Mal geht es durch träumerische Höhen, mal durch düstere Tiefen.

Die Songanordnung wurde offensichtlich gründlich durchdacht, sodass die Spannungskurve immer hoch bleibt. Dabei wirkt nichts abgehackt, alles geht fließend ineinander über und schafft so ein rundes Werk, das sich einem nach und nach erschließt und am besten funktioniert, wenn man es am Stück hört. Dass dies keine oberflächliche Reise wird, sondern die Platte einiges an Tiefgang und Vielschichtigkeit zu bieten hat, wird einem gleich beim Opener „Silent Field“ klar. Progressive Elemente erinnern an TOOL, vermischen sich im Laufe des Songs mit Doom, Post- und Stoner Rock.

Im Titelsong „Grounded To The Sky“ vereinen sich wieder progressive Elemente mit schweren Stoner Riffs. Ausgeläutet wird der Song mit einem träumerisch ruhigen Part, bevor mit „Siren Song“ ein intensiver Ausflug in den Post-Rock/Metal erfolgt. „Good Boy“ groovt von Anfang bis Ende volle Power durch, lässt teils wieder Grunge-Erinnerungen aus den 90ern (SOUNDGARDEN) hochkommen, nicht nur aufgrund der schweren, dunklen Riffs, sondern auch dank Thomas Rosenmerkels Stimme, die oft – aber nicht ausschließlich – nach Chris Cornell klingt. Teile des Songs lassen auch an KYUSS‚ und MONSTER MAGNET’s psychedelischen Stoner Rock denken. Und war das am Ende eben noch Thomas Rosenmerkel oder doch Dave Wyndorf?
Zunächst auf melancholische Art und Weise appelliert Rosenmerkel an die „Dictators of Davos“, dann schlägt die Melancholie um in Wut und der Sänger macht seinem Ärger Luft, während „Davos“ im deftigen (Stoner-)Rock aufgeht.

Mit kraft- und gefühlvollem Rock mit Post-Note geht es auch in „Shadow Walker“ weiter. „Cemetery Story“ beginnt ganz relaxed als cooler Blues Rock Song, steigert sich dann in ein handfestes Stoner-Finale hinein, bei dem man den staubigen Wüstenfriedhof förmlich vor sich sehen kann. Richtig rhythmisch, groovig und mit einer Brise Psychedelic drückt „Sour Milk“ nochmals aufs Gaspedal. „The Elixir“ beendet schließlich die Reise durch staubtrockene Wüsten, helle und dunkle Klang-und Traumwelten – nicht ohne nochmals zu beeindrucken. Sanfte Gitarrenklänge, die in längst vergangene Pink Floyd Zeiten entführen, leiten den Song über 2 Minuten lang ein, dazu gesellen sich punktuell düstere Riffs und progressive Färbungen. Sphärisch schwelgt der Song unter Rosenmerkels gefühlvollem und sparsam eingesetzten Gesang weiter dahin, um schließlich mit einem letzten Gitarrensolo zu enden.

Überwindet Grenzen – „Grounded To The Sky“

GIANT SLEEP spielen auf ihrem dritten Longplayer „Grounded To The Sky“ über Grenzen hinweg und schweben dabei irgendwo zwischen Düsternis und Licht, Raum und Zeit, Diesseits und Jenseits. Ein emotionales und sehr gelungenes Werk, das die Hörer belohnt, wenn sie es schaffen, sich darauf einzulassen.

30.08.2023

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2 Kommentare zu Giant Sleep - Grounded To The Sky

  1. Cynot sagt:

    Bei der Stilrichtung wurde ich hellhörig aber bin leider enttäuscht worden. Klingt für mich echt öde. Naja kann ja nicht alles gefallen.

  2. Watu sagt:

    MIr gefällts, bin auf das Album gespannt. Ist aber nicht mein Steckenpferd, meine Beurteilung hat hier wenig Relevanz.