Es gibt Scheiben, die machen sofort Laune. Andere wiederum brauchen Zeit und wollen erobert werden. Und wiederum andere sind einfach nur ziemlich anstrengend. GHOULGOTHA pendeln mit ihrem Zweitwerk „To Starve The Cross“ irgendwo zwischen Kategorie zwei und drei hin und her. Das kann man sich in etwas so vorstellen, dass man zwar schon gewillt ist, die Band und ihre Ideen zu verstehen und daher auch durchaus Zeit in die Scheibe zu investieren. Trotzdem ertappt man sich immer wieder bei dem Wunsch, die Restlaufzeit der CD möge doch bitte etwas schneller runterrattern. Dabei ist der Ansatz der Kalifornier durchaus interessant, denn derart dissonanten und laut eigener Aussage atonalen Old School Death Metal bekommt man ganz sicher nicht an jeder Ecke geboten. Dennoch werden es die Jungs mit diesem Output in weiten Teilen der Todesblei-Gemeinde nicht leicht haben. Trotz einiger richtig guter Ansätze bleibt zu wenig wirklich hängen bzw. wird vielen zu anstrengend sein.
Gute Ansätze und eine gehörige Portion Wahnsinn ergeben leider noch keine gute Scheibe
Dabei wissen GHOULGOTHA manchmal durchaus richtig zu gefallen, so z. B. beim Richtung Death ‚N‘ Roll tendierenden Part im eröffnenden „Village Of Flickering Torches“ oder aber mit richtig coolen Melodien in „Pangaea Reforms“. Auch das an uralte ATROCITY erinnernde „The Sulphur Age“ oder aber „Damp Breeze Of Sleeping Veins“ mit seinen Wurzeln im alten finnischen Death Metal haben absolut Potential. Da weiß der Fachmann sofort, hier hat die Schrägheit Methode. Auch die legendären PAN-THY-MONIUM kommen einem immer mal wieder in den Sinn. Dennoch zerren die durchaus interessanten aber stets ziemlich wirren Strukturen der einzelnen Lieder doch ziemlich an den Nerven. Das soll und darf natürlich kein Qualitätskriterium sein, denn Metal soll ja keinesfalls immer schön oder eingängig sein. Aber es macht einem den Zugang zu“To Starve The Cross“ eben nicht gerade leichter. Doch umso erstaunlicher mutet es da an, dass die Scheibe trotz aller Eigenarten und Dissonanzen dennoch komischerweise erstaunlich homogen wirkt. Das muss man auch erstmal so hinkriegen. Da wirkt „Visceral Seas“ fast schon wie ein Exot unter all den anderen Songs. Hier haben GHOULGOTHA einen fast schon eingängigen kleinen Hit kreiert, angelehnt am berühmten Peaceville-Doom. Das soll jetzt nicht spöttisch klingen, nur hat man auf diesen Titel irgendwie sofort Zugriff. Aber es darf gemutmaßt werden, dass auch hier der Wahnsinn irgendwie Methode hat.
Letztendlich hinterlassen die Amis ganz sicher einige ratlose Gesichter inklusive leichter Kopfschmerzen. Ist das jetzt gut, oder eher nicht? Ein eindeutiges Urteil fällt einem schwer. Vielleicht können wir uns darauf einigen: Death Metaller auf der Suche nach etwas besonders Schrägem und ausgestattet mit Lauschlappen, die so schnell keine Disharmonie erschrecken kann, werden „To Starve The Cross“ unterm Strich mit ein bis zwei Punkten mehr bewerten. Der Rest wird GHOULGOTHA (weit) darunter einsortieren, ob nun aus Geschmackssicherheit oder Ignoranz, das sei mal dahingestellt.
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