Ghost Brigade - IV - One With The Storm

Review

Galerie mit 12 Bildern: Ghost Brigade - Tuska Open Air 2015

Um GHOST BRIGADE war es lange Zeit verdächtig still, zu still. Ganze drei Jahre zogen ins Land, ehe nun mit „IV – One With The Storm“ endlich der Nachfolger zum vielumjubelten, erstklassigen „Until Fear No Longer Defines Us“ veröffentlicht wird. Aber gut Ding will schließlich Weile haben, und wenn dabei solch ein Album wie bei diesen schwermütigen Finnen rauskommt, lohnt sich das warten.

An ihrer grundsätzlichen stilistischen Ausrichtung haben GHOST BRIGADE auch auf „IV – One With The Storm“ festgehalten. Die neuen Stücke kulminieren in sich die deprimierenden Zutaten der vorherigen Werke wie beklemmend traurige Melodien, prägnante Riffs, Wechselgesang zwischen harsch und klar und hymnische Refrains. GHOST BRIGADE liegen dabei weiter im dynamischen Spannungsfeld aus erdrückender Heaviness und musikalischem Seelenschmerz, in ihrer eigenen Nische irgendwo zwischen Melodic/Progressive/Post Doom Gothic Death Metal (core). Und ein paar Überraschungen haben die Finnen auch auf Lager. Da wäre zum Beispiel der Opener  „Wretched Blues“, der vordergründig typisch GHOST BRIGADE ist, zwischen gediegener Atmosphäre und impulsiver Kraft pendelnd, in welchen auch einige elektronische Elemente, wenn auch verhalten, implementiert wurden. Diese fügen sich hervorragend in das Stück ein und wirken nicht aufgesetzt, zudem handelt es sich hierbei um den vielleicht dunkelsten Song ihres bisherigen Schaffens. Der gefühlsbetonte Gothicrockige Song „Departures“ ist nicht nur sehr ruhig und melancholisch, sondern fast schon ungewohnt lieblich ausgefallen, mit wunderbar eingängigem Refrain. Oder „Aurora“ mit seinen tollen drückenden Gitarrenmelodien und hymnischem Refrain, ehe vertrackte Rhythmen und klare Gitarren mit viel Hall ein wenig an die DEFTONES erinnern. Das war so nicht zu erwarten, ebenso wie die unterschwelligen Einflüsse der RED HOT CHILI PEPPERS im äußerst relaxten, dynamischen „Anchored“ mit seinen schauerlichen Melodien, das sich immer mehr aufbaut. Oder die Industrial Elemente in „The Knife“, das aber auch einfach nur herrlich groovt wie Sau. Und mit dem ebenso berauschenden wie unkonventionellen „Elämä on tulta“ gibt es zum ersten Mal ein Stück in finnischer Sprache. Keine Frage, GHOST BRIGADE haben ihren eigenen Stil nochmals um neue Facetten erweitert, die nicht nur überraschen, sondern sich auch hervorragend in ihre neuen etwas komplexeren Songs einfügen. Vor allem das Keyboard ist Anno 2014 deutlich präsenter als bisher.

„IV – One With The Storm“ enthält aber auch sonst alles, was man sich als Fan wünschen darf – sphärisches Wabern, prägnantes Riffing, spielfreudige harmonische Leads, wunderbare Dissonazen, fragile Akustikpassagen, vielfältigen ausdruckstarken Wechselgesang, emotionale Achterbahnfahrten, dichte Atmosphäre. Vielschichtige Komplexität trifft auf direkte Härte trifft auf eingängige Melodik. GHOST BRIGADE eben.

GHOST BRIGADE präsentieren sich mit dem tiefgründigen, emotional aufwühlenden „IV – One With The Storm“ nochmals gereifter und detailverliebter. Das ist alleredelste, authentische Finnen-Melancholie.

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26.10.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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2 Kommentare zu Ghost Brigade - IV - One With The Storm

  1. Hodor sagt:

    Ich hab mehr von der Platte erwartet. Sie ist so glatt und viel zu zuckrig. Wirkliche Nackenbrecher gibt es kaum und auch die süßen Melodien sind oft etwas arg klebrig. Wenn schon denn schon, aber zum Hit oder zu Hits hats hier nicht gereicht. Irgendwie ist das Album nichts Halbes und nichts Ganzes. Mir fehlt was. 6/10

  2. Lucas sagt:

    Gewohnt ausgefeilte Melancholie par excellence. Ich unterschreibe hier ohne wenn und aber. ABER Vorsicht sei beim Kauf des Digipaks geboten: Was soll das denn bitte? Diese Art Bonustr…Bonusdreck ist absolut unnötig und bietet hoffentlich – fingers crossed- keinen Einblick in künftiges Schaffen der Finnen!

    9/10