GOLD haben sich verändert. Nicht nur, dass sich die Niederländer:innen aus dem THE-DEVIL’S-BLOOD– und DOOL-Umfeld nun die ungleich markantere Schreibweise GGGOLDDD angeeignet haben; ihr neues Album “This Shame Should Not Be Mine” unterscheidet sich sehr deutlich vom Dark Rock auf Alben wie “No Image” und “Why Aren’t You Laughing”. Doch das hat natürlich seine Gründe.
GGGOLDDD in der Transformation
“This Shame Should Not Be Mine” ist erst auf den zweiten Blick als Rock-Album zu erkennen. GGGOLDDD gefallen sich im Spiel mit minimalistischem Elektro, mit harschen Synthies, sie lassen Trip Hop ebenso als Einfluss zu wie Post Rock. Als ob im Proberaum PORTISHEAD, DOOL, MONO und MAYHEM in einen großen, abgrundtief dunklen Schmelztiegel geworfen wurden. Dabei muss man wissen, dass die Band das Album gewissermaßen als Auftragsarbeit für die Online-Ausgabe des Roadburn Festivals 2021 erschaffen hat. Die knochentief schneidenden Texte hingegen entstammen der Erfahrung von Sängerin Milena, in Jugendjahren vergewaltigt worden zu sein. Mit dem Lockdown 2020 wurde sie mit diesem Trauma erneut konfrontiert und schuf sich ein kreatives, therapeutisches Ventil.
Auch wenn der stilistische Wandel manchen Fan vor den Kopf stoßen mag: GGGOLDDD haben ein Gesamtkunstwerk von so vollumfänglicher Dunkelheit, so viel Schmerz und Katharsis erschaffen, dass die elektronische und reduzierte Ausrichtung des Albums seinen nach innen gerichteten Charakter nur unterstützen kann. Es ist die akustische Dekoration zu einer Sammlung der absolut negativsten Gefühle, die ein Mensch nur haben kann. Und doch strahlt Milena in Zeilen wie „Did you ever think about the receipts I kept? / All the shit you left me with / Boys will be boys? / That’s what everybody says / but it was you who put me on that ledge / And you lured me in, you lured me in“ (in “Strawberry Supper”) eine beeindruckende, beängstigende, kalte Wut aus. Die traurige, notgedrungene Authentizität ist beim Hören beinahe schmerzhaft.
“This Shame Should Not Be Mine” ist das Protokoll eines Traumas
Immer wieder blitzen diese Momente auf, in denen Stimme, Text und Musik eine perfekte, wenngleich schockierende Einheit bilden. Es ist unmöglich, einzelne Songs aus diesem dichten Fluss von “This Shame Should Not Be Mine” herauszureißen, da sie als Ganzes eine Erzählung formen. Sie wirken wie Schnipsel eines Tagebuchs und doch bewahren sich GGGOLDDD zur rechten Zeit ein Gespür für Momente der musikalischen Eruption, für große Melodien oder richtige Hooks. Zumal die Band ohnehin eine beachtliche Fülle an musikalischen Ideen und Stilmitteln effektvoll einzusetzen weiß.
Speziell und unheimlich wertvoll
Auch wenn das Album schwer verdaulich ist. Auch wenn “This Shame Should Not Be Mine” nur etwas für sehr spezielle, sehr dunkle Stunden ist und die Platte fast schon nicht mehr gesund zu konsumieren ist. Sie ist ein zutiefst wichtiges und ergreifendes Kunstwerk, da sie uns mit der dringend notwendigen Frage konfrontiert, wie wir eigentlich unsere Söhne erziehen wollen, damit sie nicht zu Tätern werden.
(Über Konsens und einvernehmlichen Sex könnt ihr euch bei Genderdings informieren.
Barrierefreie Beratung in 17 Sprachen für Opfer von sexueller Gewalt gibt es z. B. beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.
Wildwasser e. V. und ProFamilia können zudem beratende Angebote für Täter und solche, die fürchten, es zu werden, vermitteln.)
kann nur gut werden. Ich warte bereits auf meine Bestellung.
Wird super werden, bin ich mir sicher. Tolle Band, vor allem live. Track hier findet mein Interesse & Platte ist natürlich bestellt.