Gergovia - Declaration De Guerre

Review

Aus dem eisig nordischen Heimatland des Black Metal, Frankreich, eine weitere pechschwarze Attacke des Todes und der Vernichtung, gerichtet gegen die schwache christliche Welt und ihre milchgesichtigen Schäfchen.
Lassen wir den Zynismus. Auch Black Metal aus Frankreich hat seine Berechtigung, wie neben der streckenweise fabelhaften neuen HIMINBJÖRG auch GERGOVIA dieser Tage klarmacht. Soloprojekt, Kapitel 79528, Protagonist diesmal ist ein gewisser Lord Necron, dessen Musik nicht viel einfallsreicher ist als sein Pseudonym. Eines ist sie aber mit Sicherheit: solide und handwerklich anständig gemacht. Ein anderes ist sie aber nicht so, wie es das sinnentleerte Begleitblatt weismachen will, nämlich „True Black Metal, manchmal schnell und grausam, aber auch hämmernd, melodisch und traurig“. Das Material, kompositorisch und atmosphärisch in etwa auf einem Niveau mit COVENANTs „In times before the light“, EMPERORs Demo und erstem Minialbum oder auch DARKTHRONEs „A blaze in the northern sky“ anzusiedeln, leidet Höllenqualen an einer viel zu künstlichen, plastikhaften Produktion. Geschwindigkeit oder gar Grausamkeit kommen einfach nicht auf, wenn ein ziemlich günstiger Drumcomputer in übertriebenem Tempo stumpf vor sich hinpoltert, und auch die elegischen Gefühle in langsamen Parts kann ich (zumindest bei mir) nicht ausmachen angesichts des klinischen Takthaltens der Maschine. Die stärksten Momente hat das ansonsten durchwachsene Album interessanterweise in der Mitte, in intelligent arrangierten und leidenschaftlich gespielten Stücken wie „Tribus Avernes“, „Sa majesté noire“, „Possession“ und dem Titelsong. Da regieren die schmissigen, atmosphärischen Parts, zwei Gitarrenstimmen, hier und da dezent von düsteren Synthesizereffekten unterlegt, die Stimme ist mit ganzem Herzen dabei. Ich bilde mir sogar ein, die Produktion sei hier ein bisschen besser als auf dem Rest der Platte, die ansonsten an akuter Gesichtslosigkeit und Durchschnittsriff-Anhäufungen krankt.
Textlich hat die Platte Muttersprache zu bieten, womit mich der Lord auf dem falschen Fuß erwischt hat. Inhaltlich beschäftigt er sich angeblich mit einer ausgedehnten Huldigung der Auvergne, jener Heimat seiner gallischen Vorfahren („Gergovia“ ist übrigens der Ort des Sieges von Vercingetorix gegen die Römer, wie eingefleischten Asterixfans eventuell bekannt sein dürfte), deren Mut, Stolz und Respekt vor der Natur. Hm. Nun ja, mal was anderes als Schnee, Eis und blashyrk’sche Winterstürme. Etwas seltsam klingt die süßliche französische Sprache zu dieser Musik schon, was gerade die Überdeutschen im Black-Metal-Publikum als „Schwuchtelscheiße des Erbfeinds“ oder so abtun werden – aber das soll uns nicht kümmern. Ich, der ich mich als Weltmensch begreife, finde durchaus Gefallen daran und sage: CCP haben mit GERGOVIA eine sehr anständige Kapelle ausgegraben, von der man in Zukunft, verstärkt zur kompletten Band, sicher auch live einiges erwarten kann. Wenn die nächste Platte nicht zu Hause in der Küche, sondern vielleicht im CCP-eigenen Studio eingespielt wird, könnte das noch eine durchaus wertvolle Angelegenheit werden.
PS: Es ist übrigens ein Gerücht, dass französische Drummer mit altbackenen Baguettes spielen!

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15.04.2005

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