Mit Siebenmeilenstiefeln bewegen sich die britischen Schlaghosenrocker GENTLEMANS PISTOLS nicht gerade fort, was vermutlich mit den Plateausohlen unter ihren Wildlederstiefeln zusammenhängt, die sie an großen Sprüngen hindern. Aber wenn bereits das letzte Album einen Fortschritt zu dem doch reichlich mäßigen Debüt darstellt, so ist „Hustler’s Row“ ein weiterer Schritt nach vorne, immerhin. Man mag darüber spekulieren, ob es mit dem Einstieg von Bill Steer (CARCASS) vor dem letzten Album zusammenhängt, dass die Band ihre anfangs noch stark zur Schau getragene Nöligkeit abgelegt hat; Fakt ist jedenfalls, dass sich sein Einstieg gewiss nicht negativ auf das Gefüge ausgewirkt hat.
„Hustler’s Row“ ist jedenfalls noch ein Stückchen zupackender und eingängiger als sein Vorgänger. Da gibt es gleich zu Beginn den ordentlich fließenden und mit einem pulsierenden Bass unterlegten Rocker „The Searcher“, der vom rock’n’rolligen „Devil’s Advocate On Call“ gefolgt wird. Ein deutlicher Pluspunkt sind hier die mehrstimmigen, hohen Vocals, die auch aus „Lady Teaser“ eine durchaus sexy Angelegenheit machen – bester Song auf dem Album.
Die GENTLEMANS PISTOLS können aber auch heftig rocken („Time Wasters“), wenngleich ruhige Zwischentöne ebenfalls nicht fehlen dürfen („Stress And Confusion“). Und da es mit dem Titeltrack einen äußerst eingängigen Abschluss gibt, ist „Hustler’s Row“ als Gesamtwerk eine ziemlich runde Angelegenheit, selbst wenn nicht alle Titel gleichermaßen zünden.
Erwähnt werden muss an dieser Stelle noch die erstklassige Gitarrenarbeit (inklusive der tollen und nachvollziehbaren Soli), die einen weiteren Pluspunkt der Scheibe darstellen. Wer also mit den Siebzigern und Glockenhosen etwas anfangen kann, wer vielleicht sogar Fan von Bill Steer ist und wer bei Retrorock keine unkontrollierten Schweißausbrüche bekommt, sollte „Hustler’s Row“ ruhig antesten – das Album ist das bislang beste der GENTLEMANS PISTOLS.
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