Gentlemans Pistols - At Her Majesty's Pleasure

Review

Ihre Mission ist das Tragen von Schlaghosen, und ihre Leidenschaft ist Rockmusik. Oder umgekehrt. Oder um es mit der Band selbst zu sagen: „GENTLEMANS PISTOLS are a rock band who play rock music. Easy peasy.“ Und weil die Briten ein ausgeprägtes Faible für die Siebziger an den Tag legen, sind sie bei Lee Dorrians Plattenlabel Rise Above gut aufgehoben. Das zeigte bereits ihr erstes Lebenszeichen in Form des selbstbetitelten Debütalbums von 2008. Das ging als das, was es darstellte, weitgehend in Ordnung, kam mir aber damals etwas unpfiffig vor.

Jetzt liegt mit „At Her Majesty’s Pleasure“ nach drei Jahren endlich das Zweitwerk vor, was für die Art von Musik, die die Band zelebriert, eigentlich unverschämt lange ist. Andererseits hat sich in dieser langen Zeit auch einiges getan – mit Bill Steer hat ein neuer Lead-Gitarrero angeheuert, und der vereint den Arschtritt von CARCASS mit dem Feeling von FIREBIRD. Jedenfalls so ähnlich. Eins sollte aber beim ersten Hören klar sein: GENTLEMANS PISTOLS weichen auf „At Her Majesty’s Pleasure“ keinen Deut von ihrem einmal eingeschlagenen Weg ab: Nach wie vor gibt es flotten und energischen Rock, der durch die Twin-Leads, die Spielweise der gesamten Band, den analogen Sound und irgendwie auch die recht hohe Stimme von James Atkinson in die Ära der Seventies weist.

Da gibt es treibende Rocker der eingängigen Sorte, wie den Opener „Living In Sin Again“ oder „Your Majesty“. Da gibt es Riffrocker, wie „Some Girls Don’t Know What’s Good For Them“ und „Comfortably Crazy“ (das durch die Gesangsmelodie bisweilen an „Never Before“ von DEEP PURPLE erinnert), und für die notwendige Abwechslung sorgen Tracks, wie das langsame „Midnight Crawler“ – das vielleicht nicht sofort zündet, sich aber entwickelt. Angefangen mit dem etwas monotonen „Into The Haze“ (diese Art von Songaufbau war schon in den Siebzigern äußerst beliebt, aber nachweislich nicht besser) lässt es das Quartett etwas gemächlicher angehen, und nicht jeder Song will mehr überzeugen – um nicht zu sagen, dass das Album zum Ende hin reichlich unspektakulär wird. „The Ravisher“ lässt noch einmal aufhorchen, die restlichen Songs sind aber nicht mehr als solide.

Somit schaffen es GENTLEMANS PISTOLS auch mit ihrem Zweitwerk „At Her Majesty’s Pleasure“ nicht, mich vollends vom Hocker zu hauen. Das Album beginnt stark, kann aber die aufgebaute Spannung nicht halten. Immerhin macht es einen souveräneren und solideren Eindruck als ihr selbstbetiteltes Debüt. Wer also Schlaghosen-Rock für das Höchste der Gefühle hält, sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren. Immerhin gibt es nicht viele Kapellen, die diese Art von Musik so authentisch zelebrieren wie die GENTLEMANS PISTOLS.

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23.05.2011

- Dreaming in Red -

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