Genghis Tron - Board Up The House

Review

Neues Label, neue Ansprüche, könnte man meinen. Tatsächlich haben sich GENGHIS TRON mit Relapse Records DAS Aushängeschild in Sachen Extreme Metal ausgesucht, und legen gleichzeitig ihr bisher reifstes Werk vor.

Auf den ersten Eindruck folgend könnte man leicht denken, dass die Amis nun versöhnlichere Töne anschlagen. Die Schockkanonade vergangener Tage ist jedenfalls erstmal vorbei. Mit den limitierten EPs „Cape Of Hate“ und „Triple Black Diamond“ hatte sich diese Entwicklung schon allmählich abgezeichnet. Etwas weniger chaotische Zerstörungsgewalt, dafür noch mehr Öffnung zu neuen Ufern und Experimenten.

In gewisser Hinsicht sind GENGHIS TRON beim progressiven Metal angekommen, ohne sich jedoch durch Genredefinitionen einschränken zu lassen. Cybergrind, Mathcore, IDM – GENGHIS TRON sind vor allem Soundtüftler. Und was sich bereits auf „Dead Mountain Mouth“ gezeigt hat, setzt sich in gesteigerter Form auf dem Neuwerk „Board Up The House“ fort: Mehr denn je ist das Trio bestrebt, Songs mit Tiefgang und Struktur zu schreiben, und diese Songs innerhalb eines Konzeptes miteinander zu verknüpfen.

Der gleichnamige Opener führt in diese ’neue‘ und eigentlich vertraute Klangwelt von GENGHIS TRON ein. Man wird nicht mehr von einem Blitz getroffen oder einer Druckwelle hinfortgerissen, vielmehr ist es ein konstanter Energiestrom, der nun durch den Körper fließt. Die Musik ist facettenreicher, das instrumentale Spektrum viel breiter. Obwohl viele Klänge sozusagen künstlicher Natur sind (das Hauptinstrument neben der Gitarre sind die Keyboards und Synthesizer) wirken sie gar nicht mehr so „cyber“ sondern eher „humanoid“. Lebensechter, wärmer und im Gesamteindruck natürlicher, in einem ganz eigenen Sinn.

Das liest sich auf den ersten Blick sicherlich so, als ob GENGHIS TRON ihren extremen Sound eingebüßt hätten, aber dem ist mitnichten so. „Endless Teeth“, „Things Don’t Look Good“ sind anspruchsvolle, technische Metalgranaten, und mit „City On A Hill“ zeigen GENGHIS TRON, dass sie kein Pulver sinnlos verschießen, sondern immer noch alles zerlegen können, was ihnen in die Quere kommt.

„I Won’t Come Back Alive“ wird durch ein schönes IDM-Zwischenspiel eingeleitet — von dem es noch einige mehr auf dem Album gibt. Wären sie nicht so verdammt metallastig, GENGHIS TRON würden vermutlich bei WARP offene Türen einrennen. — und gestaltet sich mit seiner epischen Note als einer der eindrucksvollsten Songs auf dem Album, und sollte spätestens hier der Band ein ausgezeichnetes Songwriter-Talent attestieren. Selbst Zweifler, die mit dem Chaossound der Band vorher nichts anfangen konnten und es vielleicht für primitives Geballer hielten, kommen an diesem Song nicht vorbei.

Einen wunderbaren Abschluß findet das Album in den kombinierten Tracks „Ergot“ und „Relief“, eine mehr als zehnminütige, schwerlastige Melange aus mächtigen Keyboard-/Gitarrenriffs.

GENGHIS TRON haben mit „Board Up The House“ ihr bis dato stärkstes Album abgeliefert und sind in Punkto Innovation und Qualität ein enormer Zugewinn für Relapse, die sich die Band vermutlich zum besten Zeitpunkt unters Dach geholt haben. So klingt die Zukunft.

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25.02.2008

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1 Kommentar zu Genghis Tron - Board Up The House

  1. herr unheil sagt:

    Also ich würde das hier Gebotene nicht als Death Metal (?!) oder Grindcore bezeichnen, sondern eher als brutaleren Psychedelic Rock. Denn abgedrehte Theremin-artige Klänge, umrahmt von BlackGrind-Geballer machen in meinen Augen noch keinen Grindcore.

    Nebenbei: das Review ist für Nichtkenner der Band absolut nichtssagend. Ich fass mal meine Eindrücke der Musik zusammen: Gesang ist abwechselnd BlackMetal-Gekreische und klarer Gesang. Der Drumcomputer klingt recht steril und hart. Die Synthi-Soundlandschaften, welche einen recht großen Teil des Albums einnehmen, sind verspielt ambient-artig.

    Und zum Schluss noch Polemik: das ganze Album klingt mir viel zu waschlappig und depressiv – und wenn ich mir die Fotos der Protagonisten so anschaue, weiß ich auch, warum.

    4/10