General Surgery - Left Hand Pathology

Review

GENERAL SURGERY müssen ziemlich relaxte Zeitgenossen sein. In Zeiten, in denen jede halbwegs ambitionierte Band sofort ein komplettes Album auf die Beine stellt, ließen die Schweden ihre kreativen Ergüsse erst einmal sage und schreibe 18 Jahre lang reifen, bis sie sich nun aufraffen konnten, um ihre Säfte in ein erstes Album fließen zu lassen. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! Gut, ganz untätig waren sie nicht, und zu ein paar EPs, von denen neben der legendären „Necrology“ wohl die Split mit den COUNTY MEDICAL EXAMINERS noch am bekanntesten sein dürfte, hat es dann doch gereicht.

In einer so langen Zeit, in der nebenbei ganze Weltreiche kollabiert sind, und die GENERAL SURGERY teilweise auch im süßen Schlummer verbracht haben, blieben Line-Up-Wechsel natürlich nicht aus, sodass mit Grant McWilliams gerade einmal noch ein Ur-Mitglied am OP-Tisch steht. Während die Band damals mit Jonas Derouche, Richard Cabeza und Matti Kärki (an den Drums!) noch zu drei Vierteln aus CARBONIZED- und DISMEMBER-Mitgliedern bestanden hatte, stecken mit Glenn Sykes (ex-REGURGITATE), Adde Mitroulis (BIRDFLESH) und Joacim Carlsson (FACE DOWN) heute Skalpellschwinger in den Metzgerschürzen, die auch sonst äußerst zügig zu Werke gehen.

Wen wundert es bei dieser Geschichte und diesem Plattentitel also, dass „Left Hand Pathology“ ein superb durchgestyltes CARCASS-Album ist? Schon das Cover drapiert fein säuberlich die Tools of the Trade auf dem Instrumententisch. Innen drin gibt es dann das Feinste aus „Symphonies Of Sickness“ und „Necroticism“, gewürzt mit ein wenig ENTOMBED’scher Gitarrenarbeit und Groove, was dann auch den enorm stilsicheren Plattentitel erklärt.

Was hier Tango ist, ist somit klar: enorm rotziger, frisch gepresster Anfang-Neunziger Pathologen-Grind mit chirurgischer Präzision, der auch 15 Jahre danach so authentisch klingt, als wären CARCASS nie von uns gegangen. Blasts, die einem die Tränen in die Augen treiben, Monster-Groove, Stockholm-Leads und Harmonizer-Vocals zum Verlieben. Das ist der Stoff aus dem die feuchten Träume sind! Wahrscheinlich liegt es daran, dass GENERAL SURGERY die Blütezeit noch selbst mitgemacht haben, denn anders kann ich mir nicht erklären, warum heute so gut wie keine andere Band – von EXHUMED einmal abgesehen – diesen Sound so naturbelassen und echt reproduzieren kann. Was für eine Zeitreise!

Einziger Wermutstropfen ist die mit 34 Minuten ziemlich kurze Spielzeit, die für Grindcore-Verhältnisse zwar Durchschnitt, für 18 Jahre Vorlaufzeit aber irgendwie mickrig ist. Trotzdem ist „Left Hand Pathology“ für Grindologen ohne Wenn und Aber der Pflichtkauf des Jahres schlechthin. Denn seit „Anatomy Is Destiny“ hat es keine derart gelungene Verneigung vor CARCASS mehr gegeben, die nicht auf Cover-Songs beruht. Sofort kaufen!

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06.11.2006

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