Mit „3rd Degree – The Raising“ vollenden GEMINI SYNDROME dieser Tage ihren ambitionierten Albumzyklus über Geburt, Tod und wie auch immer geartete Wiederkehr des Menschenwesens. Was 2013 mit dem Debütalbum „Lux“ (denn wir kommen alle aus dem Licht) begann, soll acht Jahre später seinen würdigen Abschluss finden.
Musikalisch ziemlich gefällig
Das klingt erstmal nach einem großen und vielschichtigen thematischen Bogen, der nach einem gewissen Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung verlangt. Und hier liegt auch schon das Hauptproblem: GEMINI SYNDROME bedienen nämlich eine sehr konventionelle Spielart US-amerikanischen Radio-Metals á la FIVE FINGER DEATH PUNCH, MUDVAYNE oder GODSMACK, die so gar nicht zu den tiefschürfenden Inhalten passen will und insgesamt sehr gefällig wirkt.
Aaron Nordstrom hat genau jenes Post-Grunge-Reibeisenorgan, mit dem sich Aggressivität zwar andeuten lässt, das die meiste Zeit aber in einer Komfortzone leicht angerauter Melodiebögen verweilt und natürlich auch bestens für die obligatorischen Power-Balladen funktioniert („Best Of Me“, „Hold The Line“). So wird niemand verschreckt und die Rockradios können bedenkenlos die Rotationslisten aufstocken.
GEMINI SYNDROME sind US-Metal-Radio-Standard
Auch von Seiten der Instrumentalfraktion kommt auf „3rd Degree – The Raising“ größtenteils Stangenware für den breiten Markt. Die Steampunk/Videospiel-Ästhetik des Covers findet sich keineswegs in der Musik wieder – beispielsweise in Form verstärkter Industrial-Elemente. Nein, GEMINI SYNDROME bringen ein paar ordentliche aber zutiefst austauschbare Grooves mit, deren Zweck sich meist im Aufbau des nächsten Refrains erschöpft. Es fällt zudem auf, dass sich alle Songs auf „3rd Degree – The Raising“ in der Pop-Verwertungszone zwischen drei und vier Minuten Spielzeit befinden, sodass unkonventionelles oder überraschendes Songwriting schlicht keinen Platz hat.
Kurz: GEMINI SYNDROME mögen sich einen nicht uninteressanten konzeptionellen Unterbau für ihre Albumtrilogie überlegt haben – das Ergebnis hebt sich jedoch kaum vor US-typischem 08/15-Radio-Metal ab. Wer etwas mit den oben genannten Referenzbands anfangen kann, bekommt mit „3rd Degree – The Raising“ leicht verdaulichen Zuwachs für die Plattensammlung, der sich ohne Ecken und Kanten einfügt, für alle anderen gibt es auch im modernen Metal deutlich spannendere Entdeckungen.
Kommentare
Sag Deine Meinung!