Gåte - Nord

Review

Als GÅTE vor einigen Monaten ihre EP „Til Nord“ veröffentlichten, schrieben wir noch, der Titel bedeute „gen Norden“. Das ist prinzipiell auch richtig, nur erhält er nun, da das Album „Nord“ folgt, noch eine ganz andere Bedeutung. „Hin zu ‚Nord'“ könnte man jetzt nämlich auch sagen, denn die EP führt ganz gezielt hin zum nun vorliegenden Album. Allein schon ein Vergleich der beiden Coverartworks verrät, dass die Releases aus einem Guss sind. Klanglich schließt „Nord“ ab, was „Til Nord“ begonnen hat; die reine Nordic-Folk-Phase, in der sich GÅTE bewusst mit dem musikalischen Erbe ihrer norwegischen Heimat befassen. Dabei haben einige alte Stücke der Band ein neues Gewand erhalten, andere wurden neu geschrieben. Fast alle Stücke der EP finden sich nun auch auf dem Album wieder.

GÅTE beweisen Ideenreichtum und Liebe zum Detail

Mit „Solfager Og Ormekongen“ bieten GÅTE einen starken Einstieg. Im Gesamtbild wird sich das Stück später als eines der Highlights herausstellen, das nur noch von „Hemnarsverdet“ getoppt wird. Beide Stücke überzeugen mit ihrer Melodik, einer dichten und detailreichen Instrumentierung und natürlich dem eindringlichen, fast hypnotischen Gesang von Gunnhild Sundli. Auch „Svik“ (neu) und „Kjærleik“ (bereits auf EP) punkten, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. Experimentell wird es beim knackig kurzen „Talande Tunger“, bei dem die Norweger HEILUNG channeln. Heißt; urtümlicher Grundton, bisschen abgedreht und irgendwie beklemmend.

Mit „Nord“ endet diese Schaffensphase der Band

„Horpa“, bereits auf der EP das schwächste Stück, gewinnt auch auf „Nord“ keinen Blumentopf. Auch auf „Jomfrua Ingebjørg“ hätte man verzichten können. Ansonsten zeichnen sich jedoch alle Stücke auf dem Album durch einen großen Ideenreichtum und viel Liebe zum Detail aus. Oft beginnen sie ruhig und vergleichsweise unspektakulär, doch stets nehmen sie in ihrem Verlauf zunehmend mehr Raum ein und bauen sich Melodien zu mitreißender Größe auf. Mit „Nord“ endet der Nordic-Folk-Ausflug für GÅTE, das stellen sie im begleitenden Pressetext klar. Das ist wirklich schade, denn sie haben mit diesen beiden Releases bewiesen, wie stark sie auch in einem für sie nicht alltäglichen Stil performen.

28.11.2021

headbanging herbivore with a camera

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