Gamma Ray - Land Of The Free

Review

Mit dem Hansen Kai machte man Ende der 80er bis Mitte der 90er Jahre schon was mit. Zunächst verlässt er 1988 sein altes Baby HELLOWEEN und die Metal-Gemeinde trauert. Daraufhin gründet er GAMMA RAY und alle sind wieder zufrieden. Starke Band, drei gute bis richtig starke Scheiben und ein starker Sänger, was braucht man mehr? Doch eben jener Ralf Scheepers stieg 1994 wieder aus und drohte, eine kaum zu füllende Lücke zu hinterlassen. Doch was sagte sich der gute Kai da einfach? Genau, selbst ist der Mann, hat ja auf den ersten beiden HELLOWEEN-Alben auch funktioniert. Seitdem erfreut er die metallische Welt wieder mit seinem markanten und eigenwilligen Gesang.

Und der Startschuss für Hansens zweite Sangeskarriere ist eben dieses Album „Land Of The Free“. Viel Wirbel also im Vorfeld, aber das GAMMA RAY dann mit so einem Kracher um die Ecke schossen, hatten wohl nur die kühnsten Optimisten erwartet.

Herr Hansen, bitte übernehmen Sie!

Was soll man eigentlich zu diesem Eröffnungs-Trippel sagen? Oder besser gefragt, wie will man diese drei Nummern kommentieren, wenn einem die Kinnlade irgendwo in Kniehöhe hängt? Alleine schon dieser Auftakt mit dem ruhig startenden und sich dann zur mega eingängigen Hymne entwickelnden „Rebellion In Dreamland“, einfach nur genial, da fehlen mir heute noch die Worte! Die Band sprüht förmlich über vor Ideen. Und beim Refrain möchte man am liebsten die Rebellion anzetteln, hier und jetzt, sofort! „Have no fear, rebellion is here“.

Weiter geht’s mit diesem allerfeinsten Speed-Kracher „Man On A Mission“, hossa, genauso geht Hansen-Metal! Und wieder ein Refrain, den du einmal hörst und nie wieder vergisst, unglaublich. Der sehr gelungene mehrstimmige Queen-Gedächtnis-Part ist da „nur“ das Tüpfelchen auf dem I. Mit „Fairytale“ schickt man dann gleich noch einen mega kurzen D-Zug hinterher. Schade ist hier eigentlich nur, dass dieser Banger so kurz ist. Dann bleibt endlich mal Zeit, um etwas Luft zu holen.

Es folgen mit „All Of The Damned“ und „Gods Of Deliverance“ zwei Songs aus der Kategorie „Richtig gut, aber nicht Weltklasse“. Da ist schon ein minimaler Qualitätsabfall zu verzeichnen, auch wenn viele Kapellen für solche Tracks vermutlich die linke Hand ihres Bassisten opfern würden. Aber irgendwie ist man halt immer noch voll verwöhnt vom Eröffnungs-Trippel.

GAMMA RAY liefern hier Klassiker in hoher Frequenz

Doch dann kommt mit „Farewell“ die Ballade und startet hauchzart nur mit Kai und Piano. Wirklich herzergreifend, ohne auch nur im Ansatz so etwas wie peinlich zu sein. Echte Gänsehaut! Und die bleibt auch hartnäckig bestehen, wenn dann der Rest der Band einsetzt. Verdammt coole Nummer. Und sie kann mit Gastgesang von Hansi Kürsch punkten, das passt ganz einfach immer.

Mit „Salvation‘s Calling“ leisten sich GAMMA RAY dann noch einen dritten Song unterhalb des höchsten Niveaus. Aber auch der weiß durchaus zu überzeugen und zieht härtetechnisch wieder mächtig an.Das war‘s dann aber auch endgültig mit dem Gemecker, denn der Titelsong ist ein verdammt feiner Midtempo-Smasher mit jeder Menge Abwechslung und erneut einem ganz starkem Chorus. Noch heute ist „Land Of The Free“ ein Klassiker der Band.

Ein kurzes Intro leitet anschließend einen der epischsten GAMMA RAY-Songs überhaupt ein. Dabei steht „Abyss Of The Void“ seit jeher immer etwas im Schatten der bekannten Klassiker. Aber man lausche einfach diesem ruhigen, fast schon beschwörenden Auftakt und hänge förmlich an Kais Lippen. Und dann brechen die Ketten und die Hymne nimmt ihren Lauf, ganz große Metal-Kunst. Dass der Refrain erneut nichts anderes als Weltklasse ist, muss man eigentlich nicht mehr erwähnen, kann man aber. Es folgt nochmals ein ganz ruhiger Part, bevor das Ding erneut explodiert, genial. Und dann noch dieses fette Solo, hach wie ist es schön!

GAMMA RAY loten auf dieser Scheibe eine beachtliche Bandbreite aus

„Time To Break Free“ tanzt dann (im wahrsten Sinne des Wortes) ziemlich aus der Reihe. Dieser mächtige Gute-Laune-Rocker glänzt mit Michael Kiske am Mikro. Noch Fragen? Hier sind die Jungs wieder mega eingängig unterwegs und machen einfach nur sowas von Spaß, herrlich.

Und zum Abschluss weht uns mit „Afterlife“ noch ein richtig düsterer Track um die Ohren, quasi der volle Kontrast zum Vorgänger. Hier wird es erneut richtig episch und die feinen leicht orientalischen Einsprengsel runden die Sache gekonnt ab. Ein absolut würdiger und würdevoller Abschluss einer Scheibe, die Kai Hansen wieder am Mikro etablieren sollte, zum Glück für uns alle!

Die beste GAMMA RAY Scheibe? Nun ja, so etwas ist immer schwer zu beurteilen und sicher äußerst subjektiv. Da fallen einem natürlich auch spontan absolute Kracher wie „Heading For Tomorrow“, „Somewhere Out In Space“ und natürlich vor allem „Powerplant“ ein. Aber zu absoluten Crème de la Crème gehört „Land Of The Free“ auf jeden Fall, ohne Diskussion.

Leider konnte man 2007 mit der Fortsetzung „Land Of The Free II“ dann dieses verdammt hohe Niveau nicht halten. Aber wen wundert‘s? Solche Alben schreibt man halt nur selten, GAMMA RAY bilden da keine Ausnahme.

07.11.2018
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