Gama Bomb - BATS

Review

GAMA BOMB haben ihren neuen Dreher „BATS“ als ihr bisher schrägstes Album angekündigt. Das ist auf jeden Fall eine Ansage, bedenkt man, dass sich die irischen Thrasher noch nie besonders ernst genommen haben und sich grade lyrisch immer mal wieder dem augenzwinkernden Klamauk hingeben. Man darf also gespannt sein, ob „BATS“ wirklich so bekloppt ist, wie GAMA BOMB uns das verkaufen möchten.

GAMA BOMB bleiben ihrer Linie mit Schlenkern treu

Nun, ja und nein. Auf textlicher Ebene lassen GAMA BOMB ihrer wilden Fantasie mal wieder freien Lauf, von Zombies im Reichenviertel von L.A. („Living Dead in Beverly Hills“) über Raketenbestattungen („Speed Funeral“) bis hin zu Fledermausbefall im Haarteil („Bats In Your Hair“) setzen sich die irren Iren thematisch keine Grenzen. Auf musikalischer Ebene verblasen GAMA BOMB ihre kreativen Highlights aber schon recht früh, nämlich direkt beim Opener „Egyptron“ mit einem fetzigen Saxophonsolo und einem Beitrag des seit den 80er aktiven amerikanischen Rappers THE EGYPTIAN LOVER. Das Saxophon wird beim abschließenden „Bats in Your Hair“ erneut ausgepackt, ansonsten gibt es auf GAMA BOMBs achtem Album aber gewohnte Kost.

Was nicht bedeuten soll, dass das Dargebotene in irgendeiner Weise schlecht oder langweilig ist. Denn allzu strikt hat sich die verrückte Truppe eh nie an Genregrenzen gehalten und auch auf „BATS“ machen GAMA BOMB wieder ein paar stilistische Schlenker, die zur Auflockerung ihres ansonsten gradlinigen, überwiegend im Eiltempo gezockten Thrash Metals beitragen, ohne dabei allzu abseitig rüberzukommen.

Besonders bei der famosen Gitarrenarbeit springt man immer wieder in den klassischen Heavy Metal, der brachiale Klopper „Materialize“ überrascht mit einem fast schon progressiven Solo und „Don’t Get Your Hair Cut“ versprüht räudige MOTÖRHEAD-Vibes. Daneben gibt es mit Songs wie „Speed Funeral“ oder „Secular Saw“ einige flotte, die Nackenmuskulatur beanspruchende Thrash-Standards, die ordentlich Spaß in den Backen haben, ohne sich gleich dauerhaft ins Oberstübchen zu fräsen. Zu betonen ist allerdings, dass Fronter Philly Byrne den irischen Thrashern mit seiner quirligen Darbietung zu jeder Zeit einen hohen Wiedererkennungswert garantiert.

Nicht so schräg wie angekündigt

Die Ankündigung des schrägsten GAMA BOMB-Albums war vielleicht etwas vollmundig; „BATS“ ist in seiner Gesamtheit trotz kleiner Ausnahmen nicht verrückter oder weniger verrückt als seine Vorgänger. Nichtsdestotrotz kommen Thrash-affine Metalheads auf ihre Kosten, denn GAMA BOMB bieten wie üblich durchweg gutklassige, stilistisch durchaus offene Genre-Kost, die über die gesamte Spieldauer unterhält, ohne dass man dabei vor Begeisterung gleich aus der Hose hüpfen müsste.

Um diesen Effekt zu erreichen, müssten GAMA BOMB ihren Worten Taten folgen lassen und auch musikalisch ruhig noch etwas ungezügelter vorgehen. Das Potential dafür ist definitiv vorhanden, allein mit bescheuerten Texten gewinnt man im metallischen Irrenhaus aber auf Dauer keinen Blumentopf.

03.11.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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