Gallon Drunk - Soul Of The Hour

Review

GALLON DRUNK sind glücklicherweise nicht totzukriegen und melden sich, für ihre Verhältnisse zeitnah, mit The Soul Of The Hour zurück. Die Band um James Johnston steht seit Ende der Achtziger für die perfekte Melange aus Punk, Blues und Jazz. Das aktuelle Schätzchen weist wiederum einen hohen Anteil an Psychedelic Rock und Krautrock auf und nicht wenige bezeichnen es als Goth-Blues. Kurzum – eine nicht greifbare Ausnahmeband, die auch auf dem neusten Werk wieder das Maximale an Kreativität und Können auspackt!

Was in den ersten Sekunden wie ein Soundcheck klingt, ist der mächtige neunminütige Opener Before The Fire – wer wissen möchte wie Kunst klingt, der darf hier nachlauschen. Drums und Percussion von Ian White dominieren den Einstieg, nageln den Hörer fest, machen Druck und lassen doch alles offen. Erst nach 6 Minuten setzt James Johnston zum Gesang an, dabei hält er sich nicht mit langen Aufwärmphasen auf sondern holt den Song genau da ab, wo er schon steht. Im stärksten Moment des Stückes reiht er sich klammheimlich ein, in das Finale aus Percussion, Bläsern, Bass und Schlagzeug – was für ein furioser Einmarsch!

The Dumb Rock walzt das mächtige Gehabe dann wieder rasch nieder. GALLON DRUNK liefern wuchtigen Krautrock, der nach dunklen Spelunken, üblen Machenschaften und abgestürzten Existenzen klingt. Ian White und Neu-Bassist Leo Kurunis sumblimieren den Song durch ihre schmuckes, retrospektives Spiel – eine bespiellose Teamleistung! Das folgende The Exit Sign fühlt sich an, wie volltrunken eine THE DOORS-Platte im Fiebertraum-Modus Revue passieren zu lassen. Ein irrer, cooler Song!

Der Titeltrack „The Soul Of The Hour zeigt wie stilvoll Leiden vertont werden kann. Im hypnotischen Takt tänzeln GALLON DRUNK mit dem Hörer durch eine kerzenbeleuchtete Höhle und begleiten uns, bei dem Versuch die Zeit festzuhalten. Terry Edwards (was für ein Genie!) zeigt sich verantwortlich für die schmerzenden Stiche, für die bittere Tatsache, dass jede Sekunde unwiederbringlich ist. Langsame, schwere und bittersüße 7 Minuten, in denen man sich am liebsten vor Schmerz krümmend auf dem Boden wälzen möchteDusk In The Light klingt dann wiederum derart zerbrechlich, dass man automatisch innehalten muss und befürchtet, der Song würde gleich in 1000 Teile zerspringen. James Johnston schwebt förmlich über den Instrumenten und übertrifft sich schlichtweg selbst. U2 oder COLDPLAY würden sich alle verfügbaren Finger abhacken, um nur einmal ein derart geniales Stück zu schreiben.

Die Aufnahme ist beängstigend nah, Johann Scheerer hat hier unmenschlich überragende Arbeit geleistet und bringt GALLON DRUNK direkt in dein Wohnzimmer, deinen Kopf – akzentuiert und packend! Schade ist, dass solche Bands immer eine Art Schutzschild vor sich tragen und sich vermeintlich nur an besonders Intellektuelle richten, damit werden vollkommen ungewollt eine Menge Zuhörer ausgeschlossen. Keine Angst- hört rein: Ja, GALLON DRUNK sind anspruchsvoll, aber die sexy Macht von The Soul Of The Hour kann jeder spüren!

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28.02.2014

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