Gallhammer - Ruin Of A Church

Review

Eine Band, die mir seit einiger Zeit Fragen aufgibt, ist wohl GALLHAMMER. Wie die drei Mädels aus Tokio es geschafft haben, trotz ihrer geringen Erfahrung an den Instrumenten, soviel Erfolg zu feiern, in aller Munde sind und alle möglichen Konzertclubs füllen, obwohl sie das, was sie spielen, nicht der Rede wert ist und man selbiges schon vor 20 Jahren in weitaus besserer und überzeugenderer Ausführung von HELLHAMMER, CELTIC FROST oder DARKTHRONE gehört hat. Obwohl es GALLHAMMER erst seit 2003 gibt, haben sie doch schon eine gewaltige Diskographie vorzuweisen: vier Demos, zwei Full-Length-Alben, eine EP und eine Best Of-Compilation. Dementsprechend begeistert war ich, schon eine DVD in den Händen zu halten. Obwohl ich mir sicherlich den Zorn einiger zuziehe, waren GALLHAMMER für mich immer eine Art zusammengecastete düstere Version von KITTIE, die ihren Erfolg am meisten der Tatsache zu verdanken haben, dass es sich um drei Mädels handelt und diese Mädels auch noch aus Japan kommen. Musikalisch aber besteht GALLHAMMER aus langweiligen Arrangements, wenn man überhaupt von solchen reden kann, und zu vielen simplen Riffs, die noch nicht mal atmosphärisch sind, dass man da irgendwie von Stimmung reden kann. Dazu kommt noch das laienhafte Gespiele und grauenhafte Geheule der drei Grazien. Wenn es sich hier um eine Demoband handeln würde, würden GALLHAMMER rigoros im Boden zerstampft werden. Aber ein gutes Label macht anscheinend einen guten Namen, spricht sich rum und jeder findet den Export aus Fernost besonders, noch nie dagewesen, rau, gefühlvoll und intensiv. Hust… Aber ich will nicht zu weit ausholen. Schließlich geht es hier nicht um ein Album, sondern die DVD „Ruin Of A Church“.

Diese ist mit dem Standardpaket Konzert, Showausschnitte von anderen Gigs, zwei Musikvideos zu „Hallucination“ und „World To Be Ashes“, einem Interview und einer Photo-Gallerie gefüllt. Ein komplettes Konzert ihrer ersten Europa-Tournee wurde am 25. September 2007 in dem Colchester Arts Centre gefilmt, einer entweihten Kirche, mit einer Setlist, die den Hauptaugenmerk auf ihr erstes Album „Gloomy Lights“ und dem aktuellen „Ill Innocence“ legt, aber auch den ein oder anderen Demo-Song parat hält. GALLHAMMER beginnen sofort mit „Hallucination“ – es gibt keine Ansagen, kein Intro. Zuerst regt sich keiner aus dem Publikum – noch nicht einmal ein Klatschen ist nach dem ersten Song zu vernehmen. Es dauert, bis das Publikum so etwas wie Bewegung ins Spiel bringt, bis der Höhepunkt bei dem letzten Song „At The Onset Of The Age Of Despair“ angelangt ist. Ein Titel, der mir von allen am ehesten zusagt. Abschließend werden GALLHAMMER für ihren eher amüsanten, als düsteren Auftritt frenetisch gefeiert. Es muss ja auch nicht immer ein Sound und Spielfertigkeit allererster Güte gegeben sein, um trotzdem etwas aus der Musik zu ziehen. Aber soviel GALLHAMMER auch versuchen, old school Black Metal-Feeling mit Punk und irgendwas anderem Rotzigen zu verbinden: es zieht nicht. Entweder hat Vivian Slaughter zu tief ins Glas geschaut, dass sie die Texte vergessen hat oder sie haucht so leise ihr piepsiges Stimmchen ins Mikro, dass man davon garnichts hört. Dafür ist sie besser am Bass als Mika Penetrator an der Gitarre – diese kann dafür besser ihre Stimme verzerren und so etwas wie Black Metal-Kreischer von sich geben. Risa Reaper bedient dazu noch das Kit und das noch garnicht mal so unrhythmisch. Dennoch konnte ich mir einen Lachen nicht verkneifen, bei Risas Gesangsanlage auf „Blind My Eyes“. Ein Aspekt, der abschließend zum Auftritt jedoch auffällt, ist, dass GALLHAMMER es schaffen, eine Natürlichkeit und kein aufgesetztes Image rüberbringen. Unbekümmert, aber sehr unsicher. Diese Unsicherheit merkt man auch bei dem Interview. Es ist zwar ganz niedlich, dass sie sich selbst nicht so wichtig nehmen, aber ernst nehmen kann man das Ganze irgendwie auch nicht. Für mich bleibt GALLHAMMER eine überbewertete Band, die noch in den Kinderschuhen steckt und wahrscheinlich nur mit Müh‘ und Not darauswächst.

Eine nette DVD, die nett aufgemacht ist, mit netten Inhalten – einfach nur nett für die Fans, aber nichts Besonderes.

Setlist:

Hallucination
Speed Of Blood
Blind My Eyes
Song Of Fall
May Our Father Die
Beyond The Hate Red
Crucifixion
Endless Nauseous Days
At The Onset Of The Age Of Despair

31.05.2008

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