Als sich die britische Prog-Band GALAHAD vor fünf Jahren neu erfand, und ihr bis dato bestes Album „Empires Never Last“ veröffentlichten, war ich hellauf begeistert gewesen. Progrock kann mal atmosphärisch dicht sein, mal verkniffelt und mal jazzig, aber selten eingängig. Mit ihrer stimmigen Mischung aus IQ und MUSE bildeten GALAHAD damals die Ausnahme dieser Regel. Schon der erste Hördurchlauf ließ keinen Zweifel an dem enormen Unterhaltungseffekt der Platte. Dass sie sich so aber auch schnell aushörte, nahm ich billigend in Kauf. Und wenn man sich dessen bewusst ist, macht das neue „Battle Scars“ genausoviel Spaß.
Eigentlich braucht es dieses Review auch gar nicht. Wer den namensgebenden Opener hört und nicht genug kriegen kann, sollte sich das Album kaufen, die anderen eben nicht. Der Stil der Band ist in sich konsistent und die Songs auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Ein paar Warnungen kann ich vielleicht voranstellen: GALAHAD sind nicht die härteste Band. Das heißt nicht, dass sie sonderlich balladenlastig wären, aber richtig gerifft wird ebenfalls selten. Stattdessen wirken die Kompositionen bemerkenswert episch und werden gelegentlich durch coole Gitarrenlicks aufgewertet. Dennoch ist der Grundtenor von „Battle Scars“ ziemlich düster, was angenehm ist. Freunde der „Dark Matter“ von IQ werden hier ihre helle Freude haben.
Zweite Warnung: „Battle Scars“ ist auch nicht das akkordtechnisch aufwändigste Album. Was mit Sicherheit etwas mit der enormen Eingängigkeit zu tun hat. Semiprofessionelle Gitarristen, die hier Inspirationen für ihre Skalenprogressionen suchen, können nur enttäuscht werden. Und dass ein Lied auch mal aus lediglich anderthalb Riffs bestehen kann, ist etwas, an das man sich als Progfan auch erst wieder gewöhnen muss. Der komplexeste Song ist gleichzeitig der Durchhänger des Albums, und besteht in der Neuauflage des Klassikers „Sleepers“. Hier merkt man einfach, dass sich die Band auch handwerklich weiter entwickelt hat und mittlerweile cleverere Spannungsbögen erzeugen kann.
Wer schon immer mal einen gelungenen Proghappen für Zwischendurch haben wollte, wird GALAHAD wie mich von der ersten Sekunde an begeistern. Die Platte hört sich zwar schnell aus, ist aufgrund der großen, eingängigen Melodien aber auch für die radiohörende Freundin oder kleine Schwester geeignet. Wenn ich nur eine 7/10 geben kann, dann tue ich es mit dem nagenden Zweifel, zumindest einige Durchläufe lang eine Menge Spaß gehabt zu haben. Deswegen gilt auch umso mehr meine Aussage aus dem zweiten Absatz: Dieses Review ist irrelevant. In den Opener reinhören und selbst entscheiden.
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