Gaerea - Coma

Review

Spätestens nach dem Release ihres 2022er Albums „Mirage“ haben GAEREA in der Black-Metal-Szene ordentlich Fahrt aufgenommen. Mit „Coma“ folgt das vierte Studioalbum. Wenigen Fans dürfte entgangen sein, dass darauf erstmals die neue Stimme am Mikro zu hören ist. Wer die Band in den letzten zwei bis drei Jahren live gesehen oder die „Coma“-Singles verfolgt hat, kennt ihn schon in seiner neuen Rolle. Der Wechsel hat andere personelle Veränderungen in der Band nach sich gezogen. Im Studio war sie in der aktuellen Besetzung. Das Ergebnis unterscheidet sich deutlich von seinem Vorgänger. Keine Überraschung, denn gleiches gilt für sämtliche Releases davor. GAEREA beweisen sich einmal mehr als Band in Bewegung, behalten dabei aber eine klare Handschrift bei. Über all das und mehr sprechen GAEREA in unserem Interview.

GAEREA starten mit einem kühnen Move

Der Opener „The Poet’s Ballet“ beginnt mit einem atmosphärischen Intro und enthüllt alsbald eine der auffälligsten Neuerungen auf „Coma“: Klargesang. Gefühlvoll und unterlegt von einer sehr angenehmen Bassstimme. Ähnliche Passagen finden sich auch in anderen Tracks, doch sie bleiben die Ausnahme. Umso mehr fällt die Platzierung gleich zu Beginn des Albums auf. Ein kühner Move. Lange bleibt das Stück ruhig, bis die Band treibend einsetzt. Mitreißende Melodien, subtile Details und tiefe Growls knüpfen an die altbekannten GAEREA an. Mit „Hope Shatters“ folgt einer der stärksten Tracks auf „Coma“. Die flirrenden Leads über einem behäbigen Unterbau bilden ein besonderes Highlight.

Details mit großer Wirkung

Mehr als je zuvor setzen GAEREA auf diesem Album auf Extreme und Kontraste. Die ruhigen Stellen sind weicher geworden, die Härte wirkt dagegen umso unerbittlicher. Mit dem Albumhighlight „World Ablaze“ hat die Band den kürzesten Song ihrer Diskografie geschrieben; und ihren eingängigsten. Catchy Refrains ist man von ihr nicht gewohnt, hier besteht fast der ganze Song daraus. Demgegenüber stehen sperrige Stücke wie „Reborn“, das fast unzusammenhängend wirkt. Details sind eine der besonderen Stärken von GAEREA. So verstecken sich große Momente oft im Kleinen. In „Wilted Flower“ ist es die gezupfte Leadmelodie, die nach der geflüsterten Bridge einsetzt und ins Tiefste trifft. In „Shapeshifter“ ist es eine rauf- und runtergespielte Skala, die sich aus dem vorangehenden Spannungsbogen materialisiert und für einige herrliche Momente die Klanglandschaft bereichert.

„Coma“ wirkt als harmonisches Ganzes

Unterm Strich ist „Coma“ ein sehr starkes Album geworden. Trotz seiner Unterschiede wirkt es als harmonisches Ganzes. Um diese Wirkung zu entfalten, braucht es jedoch einige Durchläufe. Nicht zuletzt, weil GAEREA über Genregrenzen hinwegmäandern und Erwartungen, die man an sie als Black-Metal-Band stellt, nicht mehr unbedingt erfüllen. Auch die Lyrics haben sich entwickelt. Die hochtrabend-verklausulierten Texte sind persönlicheren und authentischeren gewichen.

Kleinere Kritikpunkte gibt es trotzdem. Die gelegentlich eingesetzte Synth-Atmo hätte gerne dezenter ausfallen dürfen. Zudem wollen einige wenige Melodien einfach nicht gefallen; allen voran der prägnante Lead in „Kingdom Of Thorns“. Man darf gespannt sein, wie die Band die neuen Stücke in ihr Live-Set integriert. Hierzulande werden wir das im April 2025 herausfinden, wenn GAEREA auf Headline-Tour gehen.

21.10.2024

headbanging herbivore with a camera

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