Gadget - The Funeral March

Review

Ich sehe schon die imaginären Fragezeichen über den Köpfen der Grindcore-affinen Leser. GADGET? „The Funeral March“? Hatten wir doch schon längst? Ja, leider hat sich die schwedische Zerstörerkapelle seit ihrem zweiten Album von 2006 kaum einen Schritt weiter bewegt. Ok, da war ja noch die Split mit PHOBIA vor zwei Jahren, aber hey – für eine Band, die seit 1997 unterwegs ist, ist das doch eine ziemlich maue Bilanz.

Was ihren Grindcore-Hammer „The Funeral March“ natürlich absolut nicht schmälert. 7 Degrees Records haben die Platte nun auch auf Vinyl verewigt, für Enthusiasten des Großformats also endlich das, was ihnen von Relapse Records damals verwehrt blieb. Im Begleitschreiben lese ich „remastered“, wobei ich keinen großen Unterschied zur CD-Version feststellen kann. Die von Scott Hull gemasterte Scheibe hatte bereits 2006 einen erbarmungslos erdrückenden Sound, der trotz seiner Brutalität nie die gesunden Grenzen der Dynamik sprengte.

Für alle, die „The Funeral March“ noch nicht kennen: Was einst als „Zukunft des Grindcore“ gepriesen wurde, ist eine hundsgemeine und bösartige Platte saftigen Grindcores, durch den sich Death Metal wie ein bösartiges Geschwür schlängelt. Passgenau für Liebhaber von NAPALM DEATH und NASUM, abartige Blasts und zwischendurch immer wieder richtig fette Midtempo-Moshpassagen („Requiem“). Und manchmal treten GADGET dann so sehr auf die Bremse, dass man schon Doom-Anwandlungen spürt („Everyday Ritual“). Heißt aber nicht, dass die Schweden in diesen Momenten an Energie einbüßen – wenn „The Funeral March“ eins auszeichnet, dann seine ungeheure Intensität, mit der das Album den Hörer an die Wand drückt, und die vereinnahmende, ureigene Atmosphäre des Albums. GADGET üben sich nicht in stumpfer Gewalt sondern haben ein in sich geschlossenes Werk geschaffen, welches sich schon beim ersten Durchlauf in den Gehörgängen festkrallt.

Muss man nicht unbedingt mit dem ‚Zukunfts‘-Label in den Himmel loben, sondern ist einfach ein Zeichen von verdammt gutem Songwriting. Genau deshalb hatte ich damals auch fest damit gerechnet, dass GADGET sich auf einen Zweijahresrhythmus einschießen (das Debüt „Remote“ erschien 2004) und sie bald eine neue Langrille einreichen. Das war wohl leider nix. Schwamm drüber.
„The Funeral March“ macht sich mit seinem Gatefoldcover echt gut in der Plattensammlung. Die Versionen in schwarz und weiß sind übrigens limitiert, regulär erscheint die Platte in halbtransparentem Blutrot!

15.03.2012
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