G.U.T. - My Only Drug Is Madness

Review

Als ich das erste Mal „My Only Drug Is Madness“ hörte, war ich schon überrascht. Cornelius Jakhelln kannte man ja bisher von den großartigen SOLEFALD, aber auch sein Projekt STURMGEIST konnte einiges an Aufmerksamkeit erregen.
Nun musiziert er unter dem Banner G.U.T. und irgendwie klang das, was ich da hörte, anfänglich wie Überreste seines bisherigen Schaffens. Ideen, die weder zu SOLEFALD noch zu STURMGEIST gepasst hätten, und scheinbar auch so keine richtige Einheit bilden wollen.
Man kann zwar in den Songs hier und da Spuren der beiden Bands entdecken, aber bevor man sich auf G.U.T. einlässt, sollte man sämtliche Erwartungshaltungen erstmal fallen lassen und völlig unvoreingenommen auf das Album zugehen.

Ganz so falsch lag ich mit meiner Reste-Theorie dann doch nicht, denn tatsächlich handelt es sich hierbei um Songs, die bereits seit 1999 entstanden. Neben seiner Arbeit in seinen zwei Hauptbands hat Jakhelln immer wieder Songs geschrieben, die man grob dem Electronic-Sektor zuschreiben kann. Da steckt ein wenig Electro, ein bißchen Pop, und auch Industrial drin, alles vereint in einer ziemlich ungewöhnlichen, abgefahrenen Mischung.
Da wären zum Beispiel der gitarrenstarke Electro-Industrial-Kracher „Balkanized in Belgrade“, französischer Hip Hop in „Représailles à Versailles“, Synthesizer-Hardcore bei „Home of the Hardcore“, eine äußerst clubtaugliche und tanzbare Version von DARKTHRONE’s „Transilvanian Hunger“, das beschwingte „The Beauty & the Bitch“ mit seinem markanten Beat… wie man sieht, absolut ungeeignet für Scheuklappenträger, und höchst interessant für solche, die auf der gleichen wahnwitzigen Wellenlänge von Jakhelln schweben.

Der besondere Reiz der Songs liegt in den instrumentalen Arrangements, denn hier gibt es beileibe nicht nur Synthesizer, Drummachines und Gitarren zu hören. Jakhelln hat sich, nachdem der Entschluß zum Album gefallen war, für vier Wochen in das bulgarische Graffitti Studio in Sofia eingemietet, und arbeitete dort u.a. mit Ognian Kiossovski zusammen, der sechs der Songs für ein Streicherorchester arrangierte. Eine weitere klassische Note erhalten die Kompositionen durch Sopran- und Countertenorgesang. Hört euch einfach mal „Transilvanian Hunger“ oder „Unconquered Sun“ an – originell ist das, keine Frage, und sowohl ein Experiment für den Hörer wie wahrscheinlich auch für Jakhelln selbst.

Denn es ist auch das erste Album, welches er in kompletter Eigenregie produziert hat, und nun auf seinem eigenen Label vermarktet – direkt für die Fans. Bei der Promo lag ein Zettel mit einem schönen Satz: „Biz dies, music wins“. Da ist was Wahres dran und es trifft den Zeitgeist. Es haben jedenfalls schon viele Künstler bewiesen, dass man auch auf diesem Weg Erfolg haben kann.

„My Only Drug Is Madness“ kann man beim Meister persönlich bestellen, 1000 Einheiten wurden gepresst. Geeignet für alle Altersgruppen, mitzubringen sind: Offenherzigkeit, Spass an der Musik, und auch ein bißchen Wahnwitz kann nicht schaden.

18.10.2007
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