Fyrnask - Fórn

Review

2016 bringt was Neues vom Bonner Ein-Mann-Projekt FYRNASK – und zwar dessen drittes Album „Fórn“. Drei Jahre war es seit „Eldir Nótt“ still um die One-Man-Army Fyrnd, mit „Fórn“ geht es nun aber weiter – und still und heimlich begab es sich in der Zwischenzeit, dass Fyrnd gar keine One-Man-Army mehr ist. So wird er bei FYRNASK seit 2014 von Blizzard (BLACKSHORE, NASTRANDIR) am Schlagzeug, Exord (TERMINAL SPIRIT, PLAGE) an der Gitarre, Svipr an den Synthesizern und JS (ISOLATION) am Bass ergänzt. Wer nun befürchtet, neue Bandmitglieder würden auch neue musikalische Einflüsse zum FYRNASK-Konzept hinzufügen, der sei beruhigt: Die Band spielt auch auf „Fórn“ genau das, was man von ihr erwartet, kennt und schätzt.

„Fórn“: scheuklappenfreier, abwechslungsreicher Black Metal

Zehn Tracks bieten FYRNASK auf ihrem neuen Album, fünf davon sind „volle“ Songs, ergänzt durch fünf instrumentale Ambient-Stücke. Dabei bewegen sich die Nordrhein-Westfalen gekonnt zwischen hintergründigem, ambientem Black Metal à la THE RUINS OF BEVERAST, leicht orthodoxer Herangehensweise nach Art von MISÞYRMING und vergleichbaren Isländern sowie klassisch-deutschem Black Metal der Marke LUNAR AURORA. Gelegentlich, vor allem in den instrumentalen Ambient-Stücken, gesellen sich auch (Neo-)Folk-Anleihen dazu. Ein besonderes Schmankerl ist der Song „Agnis Offer“, der vor allem gesanglich so stark an URFAUST angelehnt ist, dass man sich fragen muss, ob man da nicht einen Gastauftritt hört. (Im beiliegenden Presse-Infosheet ist davon aber keine Rede.) FYRNASK zeigen sich auf „Fórn“ also – wie eigentlich immer – von ihrer scheuklappenfreien, abwechslungsreichen Seite.

Atmosphäre ist bei FYRNASK alles

Dabei liegt das Hauptaugenmerk im Falle von „Fórn“ gar nicht auf Abwechslung und möglichst scheuklappenfreier Spielweise. Stilistische und kompositorische Merkmale traten bei FYRNASK schon immer zugunsten von Atmosphäre in den Hintergrund, und dieser Maxime folgen die Bonner auch auf ihrem dritten Album. Es sind nicht die einzelnen Songs, nicht einzelne Parts oder Riffs, die den Hörer umhauen sollen, sondern es ist das ganze Album, „Fórn“ von Anfang bis Ende, das zählt. Die instrumentalen Ambient-Tracks sollten nicht getrennt von den Black-Metal-Stücken betrachtet werden, denn beide Varianten von FYRNASK gehören gleichermaßen zum Gesamtkonzept. „Fórn“ ist nicht das eingängigste oder emotionalste Album, das man sich im Black Metal vorstellen kann, aber die ritualistische Atmosphäre darauf findet man in dieser Dichte nicht allzu häufig.

Ein Album für das dunkle Wohnzimmer

Das macht FYRNASKs Drittwerk zu einer besonderen Angelegenheit für alle Freunde von atmosphärischem Black Metal, den man am besten im Dunkeln und bei voller Lautstärke auf Vinyl konsumiert. Allerdings fällt es mir gerade deshalb auch schwierig, eine bedingungslose Empfehlung für das Album auszusprechen – mir fehlen die Parts, die wirklich hängenbleiben und ins Blut gehen. Natürlich ist das nicht der Anspruch, den FYRNASK an „Fórn“ – oder generell an ihre Kunst – stellen, und Leute, die bereits die ersten beiden Alben der Band liebten, dürfen auf meine Wertung mindestens einen Punkt addieren. Aber bitte nur, wenn man keinen anderen Anspruch an ein Black-Metal-Album legt, als den oben genannten.

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03.08.2016

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