Fyrnask - Bluostar

Review

Zerklüftete Landschaften voller Eiszapfen, Tannen, die unter der Schneelast zerbrechen, kalter Stein, tiefe Schluchten, endlose Echos. Ein mythisches Skandinavien, das in ewigem, wunderschönem Winter liegt. So klingt „Bluostar“, das erste vollwertige Album des deutschen Soloprojekts FYRNASK, mit deren Demo Kollege Christoph vor einem Dreivierteljahr noch ziemlich hart ins Gericht gegangen ist. Entweder lebe ich in einer anderen Realität, oder in den vergangenen Monaten hat sich bei FYRNASK eine Menge getan.

Denn: „Bluostar“ ist ein ganz hervorragendes Album, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Aus einem Sumpf von DARKTHRONE-Plagiaten, Flötendudlern, orthodoxen Langweilern und Postrock-Romantikern sticht diese Platte wirklich heraus. Fyrnd, der auf dieser Platte tatsächlich alles alleine auf die Beine gestellt hat, ist hörbar ein Anhänger anspruchsvoller Skandinavistik (auch textlich!), mag Epik, Hall, polterndes Schlagzeug (vor allem die paukenhaften Toms), klirrende Gitarren mit riesig viel Sustain, Mollakkorde, elegische Leads, ULVEReske Akustik, spukige Synthesizer, düstere Chöre, Sprechstimmen und heiseren Gesang. Daraus hat er ein Album gebaut, das PAYSAGE D’HIVER gut zu Gesicht stünde (aber viel sauberer und dynamischer klingt), ein Nebenprojekt von DRAUTRAN sein könnte (aber viel weniger wild ist), an HELRUNARs „Sol“ erinnert (aber viel aufregender ist), so klingt, wie das Cover von KAMPFARs „Mellom Skogledde Aaser“ aussieht und nicht ganz zufällig von Mell Dettmer gemastert wurde, die auch schon für WOLVES IN THE THRONE ROOM oder SUNN O))) gearbeitet hat. Etwas kürzer gesagt: Ein unheimliches, atmosphärisches Album irgendwo zwischen höhenlastigem Instrumentaldoom und eisig-nordischem Black Metal, verbunden durch zielsichere Ambientparts, aus denen einen die Kälte förmlich anspringt.

Dabei erscheint mir wichtig, „Bluostar“ als Album zu sehen – nicht nur, weil die Tracks nahtlos ineinander übergehen, sondern weil es auch sinnlos ist, einzelne Stücke herauszugreifen. Der Gesamteindruck zählt hier. Die Platte ist, wenn man genauer hinschauen mag, reich an zunächst unauffälligen Höhepunkten und hat nur sehr wenige Schwachstellen (ein paar nicht sonderlich gelungene Riffs, manchmal etwas kraftlose Drumpatterns und mitunter der Gesang, der auch schon auf dem Demo-Vorgänger eher unscheinbar war). Objektiv gibt es da sicher einiges zu machen. Was für mich zählt ist, dass jede Minute Atmosphäre ausstrahlt und Leidenschaft atmet, und das ist selten. Man muss solche Musik mögen. Wenn man das tut, ist FYRNASKs „Bluostar“ in diesem Genre das beste Debüt seit HELRUNARs „Gratr“.

Hier erklärt Fyrnd das Konzept des Albums.

06.09.2011

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