Fvnerals - Let The Earth Be Silent

Review

Galerie mit 16 Bildern: Fvnerals - De Mortem Et Diabolum 2022 in Berlin

Bereits die letzten Veröffentlichungen von FVNERALS haben ihren Tribut verlangt. „Verstand schafft Leiden“ schrieb schon Ivan Turgenjew und wer sich solchen Tiefen hingibt, darf nicht damit rechnen, jemals wieder auf leichten Schwingen durchs Leben zu streifen. „Let The Earth Be Silent“ zeigt die Band weiterhin genau auf ihrem Terrain, positioniert sie aber tiefer und subtiler.

FVNERALS – willkommen in einer Welt aus Schmerz

Niemand weiß genau, was in einem Menschen geschieht, aber FVNERALS nehmen uns nach sieben Jahren erneut mit auf einen Trip in eine Welt aus Schmerz. Den Weg hat spätestens das letzte Album „Wounds“ geebnet, aber das neue gräbt tiefer in den Wunden und leitet Hörerinnen und Hörer weiter auf Pfaden jenseits des Lichts. Auch wenn die Band weiterhin minimalistisch zu Werke geht, hat sie ihre Stärken klar ausgebaut und überzeugt mit den Kompositionen noch profunder als vormals.

Bereits der Opener „Ashen Era“ zeigt auf, dass sich die stilistische Einordnung schwierig gestaltet, denn starre Tags wie „Funeral Doom“ oder „Dark Ambient“ werden den Songs nicht wirklich gerecht. Die Gitarren sind diesmal noch vordergründiger und wuchtiger als auf der letzten Platte, nehmen aber keine führende Rolle ein. Die Songs werden vielmehr von ambient-lastigen Parts dominiert, welche durch die Saiteninstrumente betont werden. Riff-Wände verstärken das Grundgerüst, sind aber niemals tragende Basis. Ein überragender Track wie „Annihilation“ zeigt gut auf, wie markant metallisch man diese Mischung ausbauen kann und wie viel Wucht ein solcher Song entwickeln kann.

Ganz so still wie sein Titel ist „Let The Earth Be Silent“ nicht, aber im Kontext einer Welt, die Interaktionen beschnitten und begrenzt hat, wirken diese Ausbrüche vielmehr wie ein inneres Aufbäumen gegen Wortlosigkeit und Stille. Es ist in seiner schöngeistigen universellen Kälte ein gewaltiges Werk und stellt einer kalten Welt Emotionen und Empfindungen schmerzhaft gegenüber.

„Let The Earth Be Silent“ – gar nicht sooo still

Im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben wirkt dieses Album in vielerlei Hinsicht gereift und noch um einiges erdrückender. Da sind Ambient-Doom-Klänge, in denen man sich verlieren kann, aber genauso gut Tiefe und Kraft für jeden Tag in einer Welt aus Hoffnungslosigkeit schöpfen kann. Wer bereit ist, tief zu fallen, wird mit jedem Konsum des Albums wachsen und auch in einer lauten Welt einen Platz für seine Gedanken finden. Wie still diese wirklich sein können, sei dahingestellt, aber das Hörerlebnis ist markerschütternd.

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16.02.2023

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3 Kommentare zu Fvnerals - Let The Earth Be Silent

  1. ClutchNixon sagt:

    Dieses Album tut im wirklich gut und gleichzeitig auch enorm weh. Vorsicht ☝️

    9/10
  2. motley_gue sagt:

    Wow, sehr stark.
    Vor allem der Gesang macht viel vom Gesamten aus. Dadurch für mich besser wie beispielsweise Fuoco Fatuo, die ich sehr schätze. Stellenweise erinnert es mich auch an die hypnotischeren / langsameren Nummern von Schammasch.
    Jetzt, wo ich das hier kenne, habe ich das Gefühl, genau so etwas schon lange gesucht zu haben.
    Irgendwie weiß ich selbst nicht, warum ich hier keine 10 vergebe, aber vielleicht korrigiere ich mich noch.

    9/10
  3. motley_gue sagt:

    So, es ist soweit ich korrigiere mich auf ein Full House. Das Album kann ich nur im Ganzen hören, was aber immer und immer wieder passiert.
    Danke für das Review hier, ohne das ich die Band wahrscheinlich noch sehr lange nicht entdeckt hätte.

    10/10