Eins vorweg: Ich bin wirklich unvoreingenommen an dieses Album herangegangen, trotz meiner Erfahrung mit den letzten FURZE-Ergüssen, insbesondere dem katastrophalen „Reaper Subconscious Guide“. Da dieses und auch alle anderen Alben aber schon lange aus meinem Kurzzeitgedächtnis verschwunden sind, konnte ich mich unbefangen auf den neuen Langspieler einlassen. Denn wenn man dem obskuren Black Metal Projekt eines nicht vorwerfen kann, dann ist es Gleichförmigkeit. Einzelkämpfer Woe J. Reaper hat bisher immer wieder überraschen können, egal ob positiv oder negativ, und so fällt „Psych Minus Space Control“ auch anders aus, als man das hätte erwarten können.
Statt verquerer Gehversuche in experimenteller Black-Metal-Avantgarde und unsäglichen Evil-Glockenspiel-Zumutungen hat FURZE sich ganz elegant von allen Black Metal Denk- und Spielmustern verabschiedet. Absehbar war das bereits auf dem Vorgänger, dessen Huldigung an BLACK SABBATH zwar ziemlich in die Hose ging, aber dennoch aufhorchen ließ. Angeschwärzter Doom mit heftiger Old School/Classic-Schlagseite war die neue Losung, und hiermit erfüllt sie sich nun.
„Psych Minus Space Control“ ist heavy, lässt die analogen Zeiten wieder auferstehen und besitzt endlich wieder Seele. Ohne Zweifel verfolgt Reaper auch dieses Mal wieder ein in sich geschlossenes Konzept, und dieses Mal hat es das Zeug, den Hörer wirklich zu fesseln. Der Einstieg ist erst zaghaft, doch wird im Verlauf immer bestimmter. Der schwerfällige Okkult-Rock alter Tage wird hier in Naturbelassenheit zelebriert, doch energische und schizophrene Riffs reißen die Songs entschlossen ins Hier und Jetzt. Unbestrittener Höhepunkt ist „Psych Mooz Space Control“, bei dem der Doom-Dampfer FURZE zurück ins Black-Metal-Fahrwasser gerät. Aber keine explizite nordische Kälte, keine Raserei, kein Gekeife (wie auf dem Rest des Albums), sondern ein nahezu psychedelisches Abdriften in die ersten Tage, als die Kinder von BLACK SABBATH die dunkle Seite des Metals entdeckten. Hoffnungslos altmodisch, aber überaus sympathisch. Fast eine Viertelstunde dauert der Trip, der mit einem großartigen Höhepunkt aufwartet. Es wäre der perfekte Schlußtitel, doch am Ende gibt sich FURZE wieder klassisch und heavy.
Wenn FURZE bisher auf mentale und musikalische Konfrontation aus waren, dann ist „Psych Minus Space Control“ wohl ein Akt der Versöhnung. Konnte mich zwar trotzdem nicht aus dem Sessel hauen, aber dennoch überraschen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es anderen Hörern genauso gehen wird, für die FURZE bislang (oder bis jetzt) ein rotes Tuch waren.
Kein Schlechtes Album. Sowieso finde ich dieses gruppendynamische Schlechtreden der Band (besonders die großen Szeneorgane können das wunderbar) recht affig, ebenso kindisch die zigsten Wortspiele. Aber ich konnte selbst „UTD“ etwas abgewinnen (MAYHEMs „Ordo Ad Chao“ ist ja im entfernten Sinne etwas ähnlich Bizarres). Man sollte einfach das ganze Blabla drumherum ausblenden, dann funktioniert es auch mit der Hörbarkeit.