Fury - Forbidden Art

Review

Ich muss ja zugeben, dass ich mit Ausnahme von DESTRÖYER 666 und MORTIFICATION nicht allzu viele Death-Bands mit dem fünften Kontinent in Verbindung bringe.
Doch genau daher kommen FURY und präsentieren der geneigten Hörerschaft nunmehr bereits ihr fünftes Studiowerk. Angefangen haben sie vor fast zehn Jahren mit einer Mischung aus Power- und Thrash Metal um sich nun mehr und mehr dem Death zuzuwenden.
Das neue Opus “Forbidden Art” kombiniert somit in der Tat traditionellen Heavy Metal (v.a. in den Soli) mit Thrash und 90‘er-Jahre-Death (in den Basisriffs). Das scheint zunächst unspektakulär. Doch weit gefehlt: Ricky Boon, der Leadguitarrist und Hauptsongwriter der Band, spielt dermaßen gute Licks, Hooks und Soli (zum Teil mehrere pro Track), dass die Augen tränen, und zwar vor Freude…
Im Opener “Profile unknown” begleitet Boons Gitarre den Refrain auf eine Weise, wie man das früher mal bei HEXX, FORBIDDEN oder TRAUMA gehört hat… Das Basisriff von “Inner Thread” strotzt von vorpreschendem Groove, die Soli sind erneut phantastisch. Überhaupt, was Ricky Boon abliefert, ob traditionell verspielte Schnörkel, tonnenschwere Thrash-Riffs oder schwedisch-nordische Melodiebögen, das alles hat Klasse. “Summoning To Eternal” wird von einem tollen melodisch-harten Refrain gekrönt und ist mein Fave der Scheibe, “Dark Bliss” tönt mir vom Gesang her zu SEPULTURA- oder EKTOMORF-lastig, wartet aber wieder mit einer aggressiven transparenten Gitarrenarbeit auf, die ihresgleichen sucht und auch von Genregrössen kaum zu toppen ist.
Hervorzuheben ist auch das tolle kristallinklare Instrumental “The Voyage“, in dem Ricky Boon die Tonleitern rauf und runter schwebt, ohne jedoch in technische Frickeleien a la Friedman/Becker abzudriften.
Alle Songs von FURY sind von einer aggressiv-anklagenden Stimmung durchzogen, was sich auch in den durchdachten Texten widerspiegelt, die nichts mit den üblichen Metzeleien am Hut haben, sondern sich mit Verlassenheit, Einsamkeit und Allmachtsphantasien auseinandersetzen: das Sezierbesteck auf dem Cover gibt es vor, es geht ans Eingemachte, den Blick ins Innere gerichtet. Eine grosse Rolle im Hinblick auf die außerordentliche Tiefe von Text und Musik könnte in diesem Zusammenhang auch die Tatsache spielen, dass Ricky Boon aufgrund einer schweren Augenerkrankung seit einigen Jahren erblindet ist und diese traurige Erfahrung in seine Musik einfließen lassen dürfte.
Wo Licht ist, muss naturgemäß auch Schatten sein: so klingen mir die Gesangslinien bisweilen zu hardcore-lastig, zu gleichförmig, sie können mit dem grandiosen Gitarrenspektakel nicht immer mithalten. Wenn, wie in dem besonders gut geratenen “Summoning Eternal”, der Gesang variabler gestaltet, d.h. mit Klarstimme und harrschem Gekeife angereichert wird, kommt das den kompakt aufgebauten Songs sehr zugute. Das hätten FURY ruhig öfter machen können, da dadurch das Songmaterial wesentlich eigenständiger wirken würde. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt besteht wie so oft in den klackernden Drums, hier hätte ich mir mehr Transparenz in der Produktion gewünscht. Minuspunkte gibt es auch für eine vollkommen unleserliche Tracklist im Booklet sowie die Spieldauer von knapp 30 Minuten.
Letztendlich jedoch überwiegt jedoch das positive; das unglaublich inspirierte Gitarrenspiel Ricky Boons macht aus dem Gesamtwerk ein gutes Death-Thrash-Hardcore Brett, dass Puristen und Old-School-Maniacs durchaus antesten sollten.

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06.10.2006

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