Anfangs hätte ich meinen Arsch drauf verwettet, dass FURIA durch und durch einen auf Gothic machen. Ein einigermaßen kitschiges Artwork, ein Albumtitel, der übersetzt „Ein See aus Tränen und Blut“ heißt, französische Texte und ein Intro mit weiblichem Gesang sprechen eine deutliche Sprache…dachte ich zumindest. Doch schon beim Titeltrack „Un Lac De Larmes Et De Sang“ kommt die Überraschung faustdick, da sich hier zum vorhandenen Goth-Touch noch eine gehörige Portion Melodic Black Metal a la DIMMU BORGIR gesellt. Im weiteren Verlauf ihres Zweitwerks dehnen die Franzosen ihre Einflüsse sogar noch auf schwedisches Todesblei der Marke IN FLAMES/DARK TRANQUILLITY (samt Akustikeinsprengseln), traditionelle Gitarrenläufe, wie sie CHILDREN OF BODOM gerne praktizieren, und THERION-artige Klassikarrangements aus. Die flächendeckenden Keyboardteppiche und den von weiblichen Vocals über Death-Grunts bis hin zu BM-Kreischen reichenden Gesang nicht zu vergessen. FURIA schaffen es dabei, durch nachvollziehbare, aber keinesfalls simple Songstrukturen aus dieser Vielzahl von Zutaten eine die Kehle schmackhaft hinab rinnende Kost zu zaubern. Effektives Riffing, zugängliche Melodien, stimmungsvolle Klavierparts, harsches Geknüppel…alles passt unter einen Hut, der, von einer guten Produktion zusammengehalten, jederzeit seine Formschönheit wahrt. Ein großer Makel kann bei FURIA jedoch nicht unter den Tisch fallen gelassen werden. Steht man nämlich vor jenem Hutregal und wendet seinen Blick mal nach links und rechts, fällt auf, dass es tausende andere Kopfbedeckungen gibt, die sich von der hier beschriebenen kaum unterscheiden. Und warum? Weil in den letzten Jahren genau dieses Modell voll im Trend gelegen hat. So hat also auch dieses Sextett alles in seinen Sound einfließen lassen, was von DIMMU BORGIR über IN FLAMES bis THERION in der jüngeren Vergangenheit eingeschlagen hat. Ganz nach dem Motto „lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht“. Im Falle von „Un Lac De Larmes Et De Sang…“ muss man jedoch zugeben, dass FURIA das diebische Handwerk par excellance beherrschen.