Funereal Presence - Achatius

Review

Fünf Jahre nach dem Debütalbum „The Archer Takes Aim“ veröffentlicht der deutsche US-Auswanderer und NEGATIVE PLANE-Drummer Matthias „Bestial Devotion“ Müller das zweite Album seines Soloprojekts FUNEREAL PRESENCE, das da auf den Namen „Achatius“ hört. Dieses wird in der Presseinfo des Labels als lupenreines Old-School-Black-Metal-Album im Sinne von DARKTHRONE oder den ungarischen TORMENTOR vermarktet – was als Vergleich gleichzeitig passt und nicht passt. Denn wie schon das Debüt, atmet auch „Achatius“ hör- und spürbar den Spirit der frühen Neunziger, und dennoch klingt FUNEREAL PRESENCE einfach nicht nur nach norwegischem Gerödel, sondern zeigt sich komplexer, künstlerischer.

„Achatius“ ist komplex und künstlerisch anspruchsvoll

Das zeigt sich allein daran, dass dieses Album aus vier überlangen Songs besteht, die sich zwischen elf und mehr als 13 Minuten Spielzeit bewegen und den Titeln nach zu urteilen (die Songtexte liegen dem Presse-Download nicht bei) scheinbar eine durchgehende Geschichte erzählen. (Welcher der vielen Achatii der Geschichte besungen wird, ist aus demselben Grunde schwer zu sagen, aber es wird einer der Märtyrer sein.) Und dann ist da ja noch die Musik selbst: Und die mag zwar in der Grundausrichtung jene Old-School-Herangehensweise beherbergen, geht aber durch die wahnwitzigen Tonmalereien (zum Beispiel am Anfang des zweiten Tracks „Wherein A Messenger Of The Devil Appears) und durch die verschrobenen Songstrukturen (in allen Tracks) weit darüber hinaus.

FUNEREAL PRESENCE sind nicht nur old school – sie sind mehr!

Wer also glaubt, hier ein DARKTHRONE-Album zu bekommen: jein. Weit näher liegen Vergleiche wie KATHARSIS und „VVorldVVithoutEnd“, wie ANTAEUS und „Cut Your Flesh And Worship Satan“ oder wie BEASTCRAFT und „Into The Burning Pit Of Hell“. Aber: Das macht gar nichts, denn es ist egal, ob „Achatius“ jetzt old school ist oder nicht – es ist so oder so ein hervorragendes Album, das immer wieder auf überaus spannende Weise zwischen straightem Gemörtel und abgefahrenen Klangexperimenten, zwischen Eingängigkeit und beinahe avantgardistischem Eigensinn hin- und herwechselt. Und mögen werden es übrigens, so prophezeie ich, sowohl Fans von „A Blaze In The Northern Sky“ als auch Fans solcher experimentelleren, von üblichen Schemata losgelösten Bands wie Bestial Devotions Nebenbetätigungsfeld NEGATIVE PLANE, wie KHTHONIIK CERVIIKS oder ÆVANGELIST.

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13.02.2019

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2 Kommentare zu Funereal Presence - Achatius

  1. deadhouse sagt:

    Bestes Black Metal Album des Jahres bisher.

    10/10
  2. MetalForce sagt:

    Soloprojekte bergen immer die Gefahr in einer eigenen Welt gefangen zu werden, da das Korrektiv von Bandkollegen fehlt, oder es wird genial wie hier.

    In den Beschreibungen liest der Hörer immer wieder den Vergleich mit Darkthrone, dies trifft hier aber meiner Meinung nach nicht den Nagel auf den Kopf. Mit fällt immer wieder Abigor als Vergleich ein.
    Warum?
    1. Sound: Es handelt sich hier nicht um rumpeligen Garagen Black Metal mit schlechtem Sound.
    Nein, der Sound ist sehr gut abgemischt ohne das Rohe zu vernachlässigen.
    2. Gesang: Der Gesang ist ebenfalls extrem abwechslungsreich, alle Spielarten treten hier auf.
    3. Musik: Das Wichtigste: Ja es handelt sich durchaus von seiner Essenz um Black Metal der alten Spielart, irgendwie.
    Irgendwie, weil es eher avantgardistisch angehaucht, trotzdem aber strukturiert aufgetragen wird.
    Die überlangen Lieder zeigen keinerlei Ermüdungserscheinungen, der Spannungsaufbau und die Wechsel im Spiel lassen keinerlei Langeweile aufkommen. Ständige Tempowechsel und Breaks wirken wie aus einem Guss….

    Hier sind wir eben bei meinem Vergleich mit Abigors Time Is the Sulphur in the Veins of the Saint angekommen, dort
    geht es zwar noch mehr Richtung Chaos und Jazz, aber von der Struktur, welche zur gefühlten Bedrohlichkeit anwächst sind sich mM nach die Werke ähnlicher als der Vergleich mit Darkthrone.

    Ich bin kein spezieller Black Metal Anhänger, ich höre die Musik, die mir gefällt, ganz egal wie die immer ausufernden Bezeichnungen des Genre hierfür ausfallen, aber das könnte tatsächlich das Black Metal Album des Jahres werden.
    Konservativ und Avantgardistisch (ohne in Chaos abzugleiten) zugleich…..

    Gefällt mir viel besser als die in den Himmel gelobte neue Magla (die kam mir irgendwie gegenüber dem Vorgänger zu ähnlich und etwas langweilig rüber)

    8/10